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Die Funktion (raum-)zeitlichen Kontextes im visuellen Arbeitsgedächtnis
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Anna Heuer; Professor Dr. Martin Rolfs
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402235373
Wir erleben und beschreiben visuelle Ereignisse in Raum und Zeit, was die Vermutung nahelegt, dass raumzeitliche Merkmale auch die kognitiven Prozesse strukturieren, die unser Erleben und Handeln überhaupt erst ermöglichen. Für das visuelle Arbeitsgedächtnis ist es tatsächlich weitgehend anerkannt, dass räumlichen Aspekten eine entscheidende Rolle zukommt. Über die Rolle zeitlicher Aspekte hingegen weiß man bisher nur wenig. In den Arbeiten der ersten Förderperiode haben wir gezeigt, dass sowohl räumliche als auch zeitliche Kontexte nicht nur inzidentell mitenkodiert werden, sondern auch funktional relevant sind – sie scheinen gedächtnisstützende Bezugssysteme darzustellen. Ziel dieses Projekts ist es, unser Verständnis von (raum-)zeitlichem Kontext im visuellen Arbeitsgedächtnis und dessen Funktion für das Erinnern visueller Ereignisse zu vertiefen und zu erweitern. Wir verfolgen dafür vier Hauptziele. (1) Um einzugrenzen, wann und wie raumzeitlicher Kontext das visuelle Arbeitsgedächtnis stützt, werden wir den zeitlichen Verlauf raumzeitlicher Kontexteffekte nachzeichnen. Damit wollen wir zum einen feststellen, ob die Bedeutsamkeit raumzeitlichen Kontextes sich erst im Laufe der Aufrechterhaltung herausbildet – was auf eine funktionale Rolle während dieser Verarbeitungsstufe hindeuten würde – und zum anderen, ob sie bei längeren Verhaltensintervallen nachlässt oder ganz verschwindet. Dies würde für eine Umwandlung in ein anderes Speicherformat sprechen. Wir werden dann den Beitrag raumzeitlicher Merkmale zu einem bestimmten Mechanismus untersuchen, der Kontexteffekten während der Aufrechterhaltung zugrunde liegen könnte: attentionale Auffrischung (Refreshing). (2) Wir werden Prinzipien identifizieren, nach denen raumzeitliche Bezugsrahmen in natürlicheren Umgebungen gebildet werden. Zum einen werden wir Rahmenbedingungen aufzeigen, unter denen Bezugsrahmen raumzeitliche Eigenschaften aufgabenirrelevanter Objekte umfassen, und zum anderen untersuchen, ob und wie raumzeitliche Bezugssysteme sich bewegender Objekte aktualisiert werden. (3) Wir werden klären, ob individuelle Unterschiede in der Enkodierung von raumzeitlichem Kontext Ausdruck stabiler Personenmerkmale sind, die mit räumlichen und zeitlichen Fähigkeiten sowie mit etablierten Markern des visuellen Arbeitsgedächtnisses (z.B. Kapazität, Filtereffizienz) zusammenhängen. (4) Wir werden die Rolle raumzeitlichen Kontextes im höheren Alter kennzeichnen. Insbesondere werden wir klären, ob die Enkodierung von raumzeitlichem Kontext im höheren Alter beeinträchtigt ist und so zu der allgemeinen Verschlechterung des Arbeitsgedächtnisses beiträgt, oder aber verstärkt erfolgt, und so möglicherweise Beeinträchtigungen entgegenwirkt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen