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Die Qualität von Quantität: Ethnographische und experimentell-ökonomische Untersuchung über den Einfluss soziokultureller Faktoren auf die kognitive Wahrnehmung und Einordnung von Geldmengen in Westkenia

Antragsteller Dr. Mario Schmidt
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401793687
 
Im westkenianischen Marktort Kadongo werden unterschiedlich große Geldmengen in einigen sozialen Kontexten so behandelt als seien sie gleich groß. Dieses rekursive Quantitätsverständnis spiegelt sich auch in der Interpretation von Wahlergebnissen, Investitions- sowie Wettstrategien wider. In anderen Situationen, zum Beispiel im schulischen Mathematikunterricht, wird hingegen ein Quantitätsverständnis gelehrt, das annimmt, dass unterschiedlich große Quantitäten additiv aufeinander folgen. Ethnographisches Hauptziel des geplanten Forschungsvorhabens ist es, die Beziehungen zwischen additiven und rekursiven Annäherungen an Quantitäten und Geldmengen in Kadongo näher zu beleuchten. Es soll eruiert werden, aus welchen Gründen in bestimmten sozialen Situationen einer der beiden Zugänge privilegiert bzw. zwischen ihnen gewechselt wird. Das Forschungsvorhaben wird durch eine Kombination experimentell-ökonomischer und ethnographischer Methoden jene sozio-kulturellen Faktoren isolieren, die für die situationsspezifischen Wechsel zwischen additiven und rekursiven Annäherungen an Geldmengen in Westkenia verantwortlich sind, und auf diesem Weg zur Beantwortung der Frage beitragen, inwiefern soziokulturelle Faktoren auf die kognitive Einordnung von Quantitäten und Geld in Westkenia Einfluss nehmen und um welche soziokulturellen Faktoren es sich dabei handelt.Die Inklusion spieltheoretischer Experimente wird zudem zur Beantwortung der Frage beitragen, ob die kulturell übergreifende Verwendung gleichartiger Tests wissenschaftlich valide ist. Auch wenn sich die Übertragung als nicht valide erweisen sollte, werden die experimentell-ökonomischen Spiele zu einem besseren Verständnis von lokalen Quantitätsvorstellungen führen, da ihre Durchführung die Teilnehmer zur Klassifikation, Zerteilung und Einordnung von Geldmengen "zwingt". Sie können, als Formen "forcierter reflexiver Quantifizierung", zudem zu einer Verfeinerung des Verständnisses der moralisch-normativen Einordnung von Geld in Westkenia beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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