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Prähospitale Antifibrinolytikagabe bei traumatischer Koagulopathie und Blutung (PATCH-Studie)

Fachliche Zuordnung Orthopädie, Unfallchirurgie, rekonstruktive Chirurgie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400971975
 
Unkontrollierte Blutungen und trauma-induzierte Koagulopathie (TIK) sind die häufigste Ursache für vermeidbare Todesfälle nach Trauma. TIK entwickelt sich rasch und ist mit Aktivierung inflammatorisch-koaguloatorischer Kaskaden einschließlich instabiler Blutgerinnselbildung und -auflösung (Fibrinolyse) assoziiert. Register bestätigen ihre Häufigkeit und 1/3 aller Traumapatienten weisen bei Krankenhausaufnahme laborchemische Störungen der Blutgerinnung mit Fibrinolyse auf. Trotz methodologischer Schwächen wurde auf Grundlage der randomisiert-kontrollierten CRASH-2-Studie die breite Frühgabe des Antifibrinolytikums Tranexamsäure (TXA) in viele Algorithmen/Leitlinien zur Therapie der TIK aufgenommen. Wesentliche Aspekte der Therapie mit TXA beim blutenden Traumapatienten mit TIK, insbesondere zu Dosierung, Zeitpunkt und Wirkmechanismus bleiben jedoch unklar. Während CRASH-2 insgesamt eine reduzierte Mortalität jedweder Ursache unter TXA-Gabe aufwies, zeigte eine post-hoc-Analyse einen unerwarteten und noch immer unklaren Mortalitätsanstieg auf Grund von Blutungen bei Therapie außerhalb des Zeitfensters von 3 Stunden nach Trauma. Fast alle CRASH-2-Patienten wurden in Entwicklungsländern behandelt mit geringen Standards hinsichtlich TIK-/Traumamanagement, höherer Grundsterblichkeit, und insgesamt jüngeren Patientenpopulationen. Inzwischen mehren sich Studien aus entwickelten Traumaversorgungsstrukturen die die Ergebnisse von CRASH-2 nicht bestätigen konnten; teilweise berichten diese sogar über erhöhte Nebenwirkungen und fordern einen selektiveren Einsatz der Substanz. Wir führen eine multizentrische, randomisiert-, placebo-kontrollierte Studie zum frühen Einsatz von TXA im Rahmen der prähospitalen Versorgungsphase durch mit dem Ziel die Effekte der Substanz bei schwerverletzten blutenden Traumapatienten mit Risiko für TIK im Kontext entwickelter Traumaversorgungsstrukturen mit raschem Zugang zu Blutprodukten, Op-Kapazitäten/–techniken und Intensivtherapie hinsichtlich Überleben und Erholung 6 Monate nach Trauma zu untersuchen. Es könnte sein, dass, in entwickelten Traumaversorgungstrukturen, TXA kombiniert mit anderen Therapien zur Blutungskontrolle, insbesondere bei Patienten mit altersbedingten Komorbiditäten/–medikationen, zu schädigenden prothrombotischen Ereignissen führt, die die in CRASH-2 beobachteten Effekte aufwiegen. Die Studie ist in Australien/Neuseeland durch die ANZICS-CTG initiiert und wird um Luftrettungszentren mit assoziierten Traumazentren in Deutschland erweitert.
DFG-Verfahren Klinische Studien
 
 

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