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Kleinkredit und Marktteilhabe im Spätmittelalter

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 399266981
 
Das Projekt liefert einen Beitrag zur Geschichte des Mikrokredits in der Vormoderne. Es fragt nach der Bedeutung von Klein-und Kleinstkrediten für das wirtschaftliche und soziale Leben spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Gesellschaften. Die forschungsleitende Hypothese, dass gesellschaftliche Kohärenz wesentlich über Marktteilhabe erzeugt werden kann, wurde in der jüngeren Forschung von Fontaine, Schlumbohm, Clemens u.a für die Frühe Neuzeit postuliert. In drei Fallstudien wird die Validität dieser These für mittelalterliche Gesellschaften überprüft und zwar anhand bisher nur wenig beachteter Quellengattungen. Teilprojekt 1 von Tanja Skambraks wertet kirchliches Verwaltungsschrifttum der Kathedrale von St. Pauls, London aus und untersucht die Rolle des städtischen Klerus als Kleinkreditgeber und -nehmer. Teilprojekt 2 von Hiram Kümper wertet Stadtrechnungsbücher der nordwestdeutschen Mittelstädte Bocholt, Kalkar und Wesel aus, die indirekt den Blick auf Kleinkreditbeziehungen der Bürger untereinander frei geben, weil sie die Verrechnung von Ausständen fixieren, auch wenn diese keine eigenständige vertragliche Dokumentation fanden. Teilprojekt 3 von Annette Kehnel untersucht anhand der Tiroler Rechnungsbücher (Raitbücher) das Kleinkreditgeschäft im ländlichen Raum, mit Konzentration auf die gräflichen Pfandleihhäuser (casanae, gazane). Mit diesem Teilprojekt wird die Erforschung der Geschichte der Pfandleihe in der Mittelalterlichen Abteilung des Historischen Instituts Mannheim weiter ausgebaut und gestärkt, die bereits seit 2014 mit Tanja Skambraks' Habilitationsprojekt zu den oberitalienischen Monti di Pieta hier vorangetrieben wird.Als Hauptproblem der Erforschung von Klein-und Kleinstkreditbeziehungen in mittelalterlichen Gesellschaften galt bisher der Quellenmangel, da alltägliche Wirtschaftspraktiken wechselseitiger Verschuldung in der Regel informell liefen und nicht dokumentiert wurden. In den letzten Jahren haben jedoch Fouquet, Signori, Glimomen u.a. die Diskussion durch Vorstöße insbesondere im Bereich stadtbürgerlicher Schuldenpraxis neu angeregt. Unser Forschungsvorhaben schließt hier an, mit der exemplarischen Parallelerschließung von bisher für diese Fragestellung nicht ausgewerteten Quellen aus pragmatisch gewählten, vorab gesichteten und erfolgversprechenden Archivbeständen zu drei ganz unterschiedlich gelagerten Beispielen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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