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Technowissenschaftlicher Konstitutionalismus: Neue Horizonte in der STS-Forschung am Schnittpunkt von Wissenschaft, Technologie, Recht und Regieren
Antragsteller
Professor Dr. Sebastian Pfotenhauer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398190549
Stehen wir vor einer konstitutionellen Krise? Stammzellforschung definiert gegenwärtig neu, was Leben ist; Big Data untergräbt Erwartungen bezüglich Privatheit; sog. nudge economics übernehmen zunehmend die Rolle von Regierungen und Regulierungen. In diesen und anderen Formen erweist sich, dass Wissenschaft und Technik (W&T) eine immer grundsätzlichere Rolle für unsere soziale Ordnung spielen. Sie sind nicht mehr nur konstitutiv, sondern „konstitutionell“ für die Gegenwartsgesellschaft -- sie fordern sowohl die bestehenden als auch die wünschenswerten sozialen Ordnungen heraus, die in bestehende rechtliche und politische Institutionen eingeschrieben sind. Dies fördert eine Reihe kritischer Fragen am Kreuzungspunkt von Wissenschafts- und Technikforschung (STS), Recht, und Public Policy zutage: Wie soll man über die konstitutionellen Grundlagen der Gesellschaft im Hinblick auf die jüngsten Trends in W&T nachdenken? Was sind die Konsequenzen für unser Verständnis von Rechten, Verantwortlichkeiten, Subjektivität, Regierung und Regulierung? Sind konventionelle Ansätze für Gesetzgebung und Demokratie ausreichend, um die Herausforderungen in einer technowissenschaftlichen Welt zu bewältigen?Die hier beantragte deutsch-amerikanische Forschungskonferenz will durch die Linse des "technowissenschaftlichen Konstitutionalismus" erkunden, wie W&T die Gesellschaft (re-)konstituieren. Wir schlagen vor, diese Transformationen in drei paradigmatischen Domänen zu untersuchen: Biowissenschaften, Informationstechnologie und Ökonomie. Wir bauen dabei auf neuerer Forschung u.a. zum Thema Bio-Konstitutionalismus, Infrastrukturpolitik und kritischen Rechtsstudien auf. Avancierte WissenschaftlerInnen sowie Nachwuchsforschende von beiden Seiten des Atlantiks werden sich vergleichend mit den konstitutionellen Kulturen in den USA und Deutschlands auseinandersetzen und kulturelle Spezifika diskutieren. Ferner untersuchen, wie wir unsere Theorien und Methoden ändern müssen, um die technologiewissenschaftliche Konstitutionen zu analysieren. Die Forschungskonferenz wird parallel bei DFG und der US National Science Foundation (NSF) beantragt. Auf der US-Seite hat sie bereits den Peer Review-Prozess durchlaufen. Diese Zuwendung ist von deutschem co-funding abhängig. Die Konferenz soll im Frühjahr 2018 in der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in Washington, DC, stattfinden und wird etwa 50 Forschende aus STS und verwandten Disziplinen versammeln. Ein weiteres Ziel der Konferenz ist, die transatlantische Zusammenarbeit zu fördern und den Weg für die zukünftige Forschung über die geographischen und disziplinären Grenzen hinweg zu ebnen. Die Konferenz wird ihre Ergebnisse über digitale Plattformen zugänglich machen (Konferenzhomepage, Stream, Twitter) sowie versuchen, ausgewählte Beiträge in einem special issue oder Sammelband zu publizieren und auch in Policy-Empfehlungen abzubilden (Policy-Brief, White Paper).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Sabine Maasen; Professor Dr. Jan-Hendrik Passoth