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Am Rande des Meeres - die urgeschichtlichen Wallanlagen von Duhnen (Stadt Cuxhaven)

Antragsteller Dr. Moritz Mennenga
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2018 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398053965
 
Die Spitze des Elbe-Weser-Dreiecks ist in der Gemarkung Cuxhaven-Duhnen durch eine Konzentration urgeschichtlicher Relikte geprägt, die erst in den vergangenen Jahren durch die Auswertung von LIDAR-Daten verstärkt in den Fokus der Forschung gekommen sind. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei zwei von mehreren Grabhügeln umgebene Wallanlagen, von denen eine bereits partiell archäologisch untersucht wurde. Dabei handelt es sich um einen bronzezeitlichen Ringwall mit einem Durchmesser von ca. 45 m. Die LIDAR-Daten weisen darauf hin, dass dieser Ringwall einen zweiten, gebogen verlaufenden, z.T. bereits durch Küstenerosion zerstörten Wall überprägt hat. Für diesen ist somit eine ältere, also mindestens auch bronzezeitliche oder gar neolithische Datierung anzunehmen. Einen symmetrischen Verlauf vorausgesetzt, fasste der gebogene Wall eine Fläche von mehr als 10 ha ein. Er war unmittelbar am Übergang vom Land zum Meer positioniert und bot seinen Nutzern daher vermutlich nahezu während des gesamten Jahres die Möglichkeit, die Sonne sowohl aus dem Meer aufgehen als auch ihren Untergang in das Meer beobachten zu können. Bei geomagnetischen Prospektionen konnten in der Innenfläche der älteren Anlage zahlreiche kleinräumige Anomalien dokumentiert werden. Eine erste Sondage führte im Bereich einer Anomalie zur Freilegung einer Kochsteingrube, die mit Hilfe der C14-Methode an das Ende der Bronzezeit bzw. den Beginn der frühen Eisenzeit datiert werden konnte. Auf Basis der Sondage und der geophysikalischen Prospektion kann als Arbeitshypothese angenommen werden, dass innerhalb der Anlage weitere Kochsteingruben angelegt wurden. Konzentrationen von Kochsteingruben sind von zahlreichen Plätzen der Nordischen Bronzezeit bzw. frühen Eisenzeit bekannt, sie werden in der Forschung meist als Indikatoren kultischer Handlungen interpretiert. Zusammengefasst ist beim gegenwärtigen Kenntnisstand anzunehmen, dass es sich bei den in Duhnen entdeckten Strukturen und Befunden um die Überreste einer einzigartigen rituellen Landschaft handelt, die im Zeitraum zwischen dem Neolithikum bzw. der Bronzezeit und dem Beginn der Vorrömischen Eisenzeit immer wieder genutzt wurde und zumindest zeitweise im (Sonnen-) Kult eine besondere Rolle spielte. Vor diesem Hintergrund ist es im Rahmen des an dieser Stelle beantragten Projekts vorgesehen, unter Einsatz eines interdisziplinären Methodenkanons - es sind vor allem archäologische, bodenkundliche und botanische Untersuchungen vorgesehen - neue Informationen über die Genese, Struktur und Datierung dieses einzigartigen Fundplatzensembles zu gewinnen. Damit soll die Grundlage für die Überprüfung der gegenwärtig im Raum stehenden Deutung geschaffen und das Potenzial des Raums Duhnen für zukünftige Forschungen zur Rekonstruktion der gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse und vor allem der geistigen Vorstellungen im Nordseeküstenraum in der Zeit vom Ende des 3. bis zur Mitte des 1. Jt. v. Chr. erkennbar gemacht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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