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Faschismus und Geschlecht: Visuelle Propaganda im Japan der Kriegszeit
Antragstellerin
Professorin Andrea Germer, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398020202
Diese empirische und theoretische Untersuchung arbeitet geschlechtliche Dimensionen der Ästhetik in der Propaganda japanischer illustrierter Zeitschriften heraus, die während des sogenannten 15-jährigen Krieges (1931–1945) an einheimisches und ausländisches Publikum gerichtet war. Propaganda-Zeitschriften trugen zur Herstellung und Verbreitung faschistischer Vorstellungen und Bilder bei, während sie sich gleichzeitig der transkulturellen modernistischen Ästhetiken der Zeit bedienten. Dieses Projekt zeichnet die geschlechtlichen und transkulturellen Ikonographien photographischer Propaganda-Zeitschriften nach und zeigt Verbindungslinien zu europäischen, sowjetischen und US-amerikanischen Vorbildern und Entsprechungen auf. Bestehende Arbeiten zu geschlechtlichen und sexualisierten Phantasien europäischer und insbesondere deutscher Faschismen und deren Medialisierung werfen entsprechende Fragen nach Geschlechterkonstruktionen im japanischen Faschismus auf, die in dieser Medienanalyse bearbeitet werden.Die ausgewählten Objekte dieser Untersuchung sind die Auslandszeitschriften NIPPON, FRONT und Manshū Gurafu sowie die im Inland verbreiteten Illustrierten Shashin Shūhō und Hōdō Shashin. Diese hatten hohe Auflagen und enge Verbindungen zur Regierung oder waren Vorreiter moderner Propagandamethoden. Die Analyse konzentriert sich auf die Frage, in welcher Weise visuelle Darstellungen insbesondere von Geschlecht, aber auch von 'Rasse', Ethnizität, Kultur und anderen Kategorien der Differenzierung für das 'Schreiben' eines vielgestaltigen und in Teilen widersprüchlichen faschistischen 'Skripts' genutzt wurden. In Auseinandersetzung mit der Forschung in japanischen und europäischen Geschichtsschreibungen zum Faschismus beschäftigt sich diese qualitative Medienanalyse mit den Beziehungen von a) Faschismus und Moderne und b) Propaganda und Visualität in Japan. Ziele sind,1) Medien- und Kommunikationsstrategien der visuellen Propaganda zu identifizieren;2) geschlechtliche Repräsentationen im Verlauf des eskalierenden Krieges zu fassen;3) eine intersektionale Diskussion von Theorien zu Faschismus, Rassismus, Visualität und Geschlecht zu entfalten.Das Projekt beinhaltet die Erstellung einer digitalen Datenbank der untersuchten Zeitschriften. Es bietet die Grundlage für zwei Promotionsarbeiten, welche die print mediascape (Appadurai 2008) der japanischen Kriegspropaganda untersuchen. Zudem unternimmt jede Arbeit eine vertiefte Kontextualisierung und Analyse jeweils einer Zeitschrift. Methodisch werden die wichtigsten und wiederkehrenden visuellen Tropen extrahiert und diskutiert. Strategien des Unsichtbarmachens wie etwa die visuelle Abwesenheit des Kaisers werden ebenfalls herausgearbeitet.Kooperationen in diesem Projekt beinhalten Methoden- und Studierenden-Workshops sowie ein Symposium. Kooperationspartner werden eingeladen, zu einem Sammelband 'Gendering Fascism' sowie zu einer öffentlichen Ausstellung zu visueller Propaganda beizutragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen