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FOR 2812:  Szenarien der Vergangenheit: Ein neuer theoretischer Rahmen für das generative episodische Gedächtnis

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Medizin
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397530566
 
Trotz fünf Jahrzehnter Forschung ist es nach wie vor umstritten, wie das episodische Gedächtnis konzeptualisiert wird und sich von anderen Gedächtnisformen abgrenzen lässt. Frühen Konzepten zufolge werden Informationen im Gedächtnis abgespeichert und später abgerufen. Jedoch deuten empirische Belege klar darauf hin, dass der Inhalt des episodischen Gedächtnisses zu einem gewissen Grad während des Erinnerns konstruiert wird. Es gibt jedoch drei Hauptprobleme. (i) Es fehlt ein Konsens darüber, was genau es bedeutet, dass Erinnerungen (re-)konstruiert werden und was die zugrunde liegenden kognitiven Prozesse und neuronalen Mechanismen sind. (ii) Die Auffassung des episodischen Gedächtnisses als generativer Prozess hat sich bislang nicht als Standard etabliert. (iii) Es gibt große konzeptionelle Unterschiede in Bezug auf das episodische Gedächtnis zwischen den Fachdisziplinen. In der 1. Förderperiode haben wir durch die Entwicklung und Erweiterung des Szenariokonstruktionsrahmens erhebliche Fortschritte bei der Überwindung dieser Probleme erzielt. Szenarien sind mentale Simulationen einer vergangenen Episode basierend auf episodischen Gedächtnisspuren und semantischen Informationen. Sie ermöglichen es somit fehlende Informationen zu ergänzen und Inhalte anzupassen, z.B. an das Selbstmodell und soziale Anforderungen. Wir haben neue experimentelle Paradigmen entwickelt und sie angewendet, um Verhaltens- und neuronale Reaktionen auf Verletzungen episodischer Vorhersagen, die Interaktion zwischen Vorwissen und widersprüchlichen episodischen Erinnerungen sowie die Wirkung des Selbstmodells und sozialer Interaktionen auf das episodische Gedächtnis zu untersuchen. Wir haben Computermodelle entwickelt, um die Funktion des episodischen Gedächtnisses und die Interaktion zwischen semantischen Informationen und Gedächtnisspuren zu untersuchen, sowie philosophische Theorien über die Natur der Gedächtnisspur und die Interaktion zwischen dem Selbstmodell und dem episodischen Gedächtnis. In der 2. Förderperiode werden wir diese Paradigmen, Modelle und Theorien in vier Bereichen anwenden und erweitern. 1. Direkte, selbstbezogene und soziale Funktionen des episodischen Gedächtnisses; 2. Interaktion zwischen episodischen Gedächtnisspuren und semantischen Informationen; 3. die Mechanismen, durch die das Selbstmodell und soziale Interaktionen die Szenariokonstruktion modulieren; und 4. Ein neues Ziel ist die Untersuchung der Enkodierung episodischer Gedächtnisspuren und ihre Interdependenz mit dem semantischen Netzwerk. Dabei fokussieren wir die Überführung der Gedächtnisspuren in Narrative, die Rolle verschiedener repräsentationaler Formate, die Erinnerung an nicht-wahrnehmungsbasierte Erfahrungen, die Aktualisierung von Erinnerungen und die soziale Dimension dieser Prozesse. Diese Forschung wird dazu beitragen, Szenariokonstruktion als einen wichtigen Erklärungsrahmen für das episodische Gedächtnis fest zu etablieren.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug USA

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