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Eine allgemeine Theorie der Multivaluierung
Antragstellerin
Professorin Katharina Hartmann, Ph.D., seit 12/2020
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397518191
Die theoretische Linguistik ist bestrebt, auf der Basis scheinbar zufälliger sprachübergreifender Variation zu einem tieferen Verständnis der mentalen Grammatik zu gelangen. Dieses Projekt soll untersuchen, wie Kongruenz entsteht, wenn die beteiligten Einheiten unterschiedliche Werte aufweisen. Sprachen der Welt wählen variierende Strategien, um diese Situation aufzulösen. Dabei existiert bislang keine Erklärung dafür, warum Sprachen dieser Variation unterworfen sind. Unser Ziel ist, diese Variation zu erfassen und zu erklären, wie Fälle von sog. mehrfacher Valuierung gelöst werden können. Zunächst werden beide an der Kongruenz beteiligten Einheiten sowie unterschiedliche Fälle mehrfacher Valuierung betrachtet. Erhält ein Element unterschiedliche Werte für dasselbe Merkmal, sind zwei Optionen möglich: Entweder wird die Situation so aufgelöst, dass ein semantisch passender Wert kongruiert, z.B. Sg + Sg = Pl ("gelöste Kongruenz"). Alternativ kann der Wert des näheren Kongruenzgebers übernommen werden. Beides ist in den Sprachen der Welt attestiert und unterliegt - abhängig von der Art der Kongruenz (V, N, Attribute) - oft sprachinterner Variation. Diese Variation ist jedoch nicht willkürlich. So zeigen einige Sprachen (z.B. Russisch) generell gelöste Pluralkongruenz, während andere Sprachen (z.B. Slowenisch) keine Resolution aufweisen. Einige Sprachen haben variierende Strategien für unterschiedliche Kongruenzmuster, z.B. Englisch wo zwei Singularmerkmale eines Verbs einen Plural bilden. Kongruenz so aufzulösen ist jedoch für attributive Elemente wie Demonstrative nicht zugänglich. Bis heute ist es nicht bekannt, ob es Sprachen gibt, die eine gegenteilige Situation belegen, in denen also attributive Elemente, nicht aber Verben, mehrfache Kongruenz auflösen.Zweitens möchten wir verschiedenen Reparaturstrategien untersuchen, die Sprachen in konfligierenden Kongruenzsituationen verwenden. Solche Kontexte gelten als markiert und erfordern bestimmte Reparaturmechanismen. Wir möchten Fälle untersuchen, in denen Kongruenz mit dem nächsten kongruierenden Element stattfindet. Damit liefern wir neue Evidenz für ein zweistufiges Kongruenzmodell, das in Arbeiten zur Kongruenz in Koordinationen vorgeschlagen wurde.Schließlich wollen wir unsere Forschung auch auf die Asymmetrie der Kongruenzmuster in Konjunktionen (K) und Diskunktionen (D) ausweiten. Subjekte in K können gelöste Kongruenz aufweisen, während sie in D mit dem näheren Konjunkt kongruieren. K und D weisen jedoch beide typische Merkmale der mehrfachen Valuierung auf, was eine identische syntaktische Struktur nahelegt. Unter dieser Annahme ist das unterschiedliche Verhalten in Bezug auf Kongruenz unerklärt. Wir zeigen, dass die Interpretation eine zentrale Rolle spielt und dass in bestimmten semantischen Kontexten (z.B. Negation) gelöste Kongruenz tatsächlich in D auftreten kann. Dies erklärt, dass die Asymmetrie zwischen K und D eher semantischer als syntaktischer Natur ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller
Peter Smith, Ph.D., bis 12/2020