Detailseite
Projekt Druckansicht

Anatomische Lehre und Sektionspraxis in Padua (1540-1600)

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396021860
 
Gestützt in erster Linie auf die handschriftlichen Aufzeichnungen von insgesamt fünf Medizinstudenten, die zwischen 1540 und 1600 in Padua studierten, soll die Geschichte der postvesalischen anatomischen Lehre und der Sektionspraxis an der Universität Padua, der europaweit führenden anatomischen Einrichtung jener Zeit, untersucht und in vielerlei Hinsicht neu geschrieben werden. Diese mit einer Ausnahme bislang völlig unbekannten und mit insgesamt rund 750 einschlägigen Seiten sehr ausführlichen und detaillierten Aufzeichnungen und weitere handschriftliche und gedruckte Quellen sollen dazu dienen, konkret vier Themenkomplexe eingehend auszuleuchten, zu denen die bisherige Forschung, trotz des seit langem intensiven Interesses an der Paduaner Anatomie, bisher nur unvollständige und unbefriedigende Aufschlüsse geben kann Es sind dies: 1. Sektionspraxis an Mensch und Tier: Wie häufig wurde seziert, bei welcher Gelegenheit und woher kamen die Leichen? Wie schildern die Studenten das praktische Vorgehen der Anatomen an der Leiche? Welcher Instrumente bedienten sich diese? Welche Rolle spielten Sektionen, Vivisektionen und Experimente von/an Tieren? 2. Anatomischer Unterricht: Wie und wo wurde anatomisches Wissen vermittelt? Welche Rolle spielten die in den Aufzeichnungen ausführlich dokumentierten privaten Sektionen im kleinen studentischen Kreis im Vergleich zu den großen öffentlichen Anatomien, auf die sich die historische Forschung bislang konzentriert hat? Konnten die Studenten am Sektionstisch selbst Hand anlegen und praktische anatomische Fertigkeiten erwerben? In welchem Verhältnis stand der Unterricht am Sektionstisch zu den klassischen, autoritative Texte kommentierenden Vorlesungen, wie sie aus Padua teilweise ebenfalls in Mitschriften überliefert sind? 3. Methoden und Inhalte: Welche konkreten Fragen standen am Sektionstisch und in der studentischen Lehre im Vordergrund? Gingen die Anatomen auch auf die Binnenstruktur, den Aufbau der einzelnen Organe ein? Inwieweit interessierten sie sich für die Funktionen der einzelnen Organe oder Körperteile? Wo dokumentieren die Mitschriften anatomische Entdeckungen oder innovative Erklärungsmodelle noch ehe diese im Druck öffentlich gemacht wurden, wie im Fall von Falloppias mündlichen Ausführungen über die abdominalen Lymphgefäße und die Ileocoecalklappe? 4. Praxisrelevanz: Inwieweit wurden im anatomischen Unterricht klinische Bezüge hergestellt und so die Relevanz der Anatomie für die ärztliche Praxis aufgezeigt? Inwieweit wurden die Ergebnisse von Autopsien an verstorbenen Patienten in die anatomische Lehre einbezogen. In welchem Verhältnis standen anatomischer und chirurgischer Unterricht, der in Padua bis weit in die Ära von Fabrizi hinein, ebenfalls von den Anatomen gegeben und von den Medizinstudenten intensiv nachgefragt wurde?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung