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Grenzbedingungen für die Wirkungen verführerischer Details in Lehr-Lernsituationen: Eine integrative Analyse kognitiver und volitionaler Prozesse.

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395562182
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts fanden wir erstens heraus, dass sich die lernhinderlichen Effekte durch verführerische Details (d.h. interessante und unterhaltsame, aber gleichzeitig irrelevante Details in Lernmaterialien) vermeiden ließen, wenn Lernende eindeutige Hinweise über die Irrelevanz der Details erhielten. Solche Hinweise reduzierten (erwartungsgemäß) die wahrgenommene Relevanz der verführerischen Details und verhinderten dadurch deren lernabträglichen Wirkungen. Die wahrgenommene Relevanz für die Lernziele ist entsprechend eine wichtige Grenzbedingung für die lernhinderlichen Effekte durch verführerische Details und sollte in künftiger empirischer Forschung und Theoriebildung in diesem Bereich Berücksichtigung finden. Der negative Effekt durch verführerische Details scheint kein reiner Effekt der Gestaltung der Lernmaterialien zu sein, sondern eine Kombination aus der Gestaltung der Lernmaterialien sowie der Informiertheit der Lernenden hinsichtlich der Gestaltungsmaßnahmen. Für die Anwendung in der Lehr-Lernpraxis lässt sich ableiten, dass verführerische Details nicht immer und um jeden Preis in Lernmaterialien vermieden werden müssen, sondern Hinweise über deren (Nicht-)Nutzung ausreichen können, um den Lernerfolg nicht zu gefährden. Zweitens deuten unsere Projektergebnisse darauf hin, dass insbesondere der Prozess der „Diversion“ für die lernhinderlichen Effekte durch verführerische Details verantwortlich ist. Diversion bedeutet, dass Lernende (inadäquates) Vorwissen zu den verführerischen Details und weniger adäquates Vorwissen zu den relevanten Lerninhalten aktivieren und integrieren. Man kann schlussfolgern, dass insbesondere solche verführerischen Details eine Gefahr für den Lernerfolg darstellen, die viele Verknüpfungen zur Erfahrungswelt der Lernenden bieten, wenn diese Verknüpfungen gleichzeitig irrelevant für die Erreichung der Lernziele sind. Insbesondere solche verführerischen Details sollten sehr sparsam in der Lehr- Lernpraxis angewendet werden. Drittens fanden wir nicht heraus, dass verführerische Details, die für sich genommen als interessant und unterhaltsam gelten, sich positiv auf die Stimmung und Motivation beim Lernen auswirkten. Anders als erwartet, führten die Details nicht dazu, dass Lernende am Ende einer langen und ermüdenden Lerneinheit eher durchhielten, weil die zunehmend schlechte Stimmung neutralisiert wurde. Im Gegenteil, der lernabträgliche Effekt durch verführerische Details war am Ende einer längeren Lerneinheit am größten, vermutlich, weil Lernende dann noch weniger Kapazitäten hatten, mit den zusätzlich irrelevanten Informationen in der Lernsituation adäquat umzugehen. Die Verwendung von verführerischen Details, um Ermüdungszuständen beim Lernen entgegenzuwirken, scheint auf Basis der vorliegenden Projektdaten nicht empfehlenswert zu sein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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