Performance reporting: Statement of comprehensive income according to IFRS and professional investor information processing
Final Report Abstract
Im Rahmen des geförderten Forschungsprojekts wurden zwei experimentelle Studien durchgeführt, die gemeinsam die Forschungsfrage beantworten sollen, wie professionelle Investoren Erfolgsrechnungen abhängig von (quasi-)manipulierten Kontextfaktoren lesen und wie sich dies auf ihr Entscheidungsverhalten auswirkt. Die Experimente nutzten hierfür eine im Accounting noch wenig verbreitete Messmethode, nämlich das Eye-Tracking. Hierbei werden die Augenbewegungen direkt erfasst, was es ermöglicht, auch unbewusstes Verhalten zu analysieren. Aus den Ergebnissen können wichtige Erkenntnisse für die Theoriebildung, aber auch für den Standardsetzungsprozess abgeleitet werden. So konnte gezeigt werden, dass sich die Art des Investors, seine/ihre Erfahrung, die Unternehmensperformance und auch die Gestaltung der Ergebnisrechnung auf das Informationsverarbeitungs- und mittelbar auch das Entscheidungsverhalten professioneller Investoren auswirken. Die Ergebnisse sind aus mehreren Gründen neu und bisweilen überraschend. So lagen bislang keine vergleichenden Studien vor, aus denen abgeleitet werden könnte, dass Eigen- und Fremdkapitalgeber die Erfolgsrechnung unterschiedlich lesen. So zeigt sich, dass Fremdkapitalgeber eine deutlich selektivere Informationsakquisitionsstrategie verfolgen als Eigenkapitalinvestoren. Erfahrung wirkt sich insbesondere bei Letzteren auf die Informationsakquisitionsstrategie aus, so dass hier Training zu Beginn der Karriere besonders wirksam erscheint, um Erfahrungswissen – wie relevant welche Abschlussinformation ist – zu substituieren. Überraschend ist auch das Ergebnis der Studie, dass sich professionelle Investoren durch die Gestaltung der Ergebnisrechnung beeinflussen lassen. Dies steht im Widerspruch zu einigen bisherigen Studien, die postulieren, dass professionelle Investoren aufgrund von Fachwissen und Erfahrung gegen viele Darstellungseffekte „immun“ sind. Daraus ergibt sich auch eine Konsequenz für den Standardsetzer. Dieser sollte nicht nur die direkten Effekte von Vorgaben zur Gestaltung der Erfolgsrechnung (z.B. Angabe weiterer Informationen), sondern auch die indirekten Effekte (veränderte Informationsakquisitionsstrategie) betrachten, da sich letztere ebenfalls auf das Entscheidungsverhalten auswirken.