Detailseite
Positions-spezifische Verarbeitung morphologischer Einheiten im Leseerwerb
Antragstellerin
Dr. Jana Hasenäcker
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392311479
Leser morphologisch komplexer Sprachen, wie Deutsch oder Italienisch, sind oft mit der Aufgabe konfrontiert, Wörter zu lesen, die aus mehreren Morphemen (z.B. les+bar, Lese+buch) bestehen. Dabei dekomponieren geübte Leser solche Wörter automatisch in ihre einzelnen Morpheme um schneller das gesamte Wort zu erfassen. Dies setzt genaue Repräsentationen der Morpheme voraus. Informationen über die möglichen Positionen der Morpheme innerhalb eines Wortes erleichtern zusätzlich die Wortverarbeitung: Präfixe kommen nur wortinitial vor (vor+lesen), Suffixe nur wortfinal (les+bar), und Stämme sowohl wortinitial als auch -final (Lese+buch). Es ist allerdings gänzlich unklar, ob Kinder bereits von solcher positions-spezifischer Information profitieren. Im Leseerwerb des Deutschen können Kinder Suffixe früher für die Worterkennung nutzen als Präfixe. Die positions-spezifische Verarbeitung kann ein möglicher Grund für diesen Entwicklungsverlauf sein. Ob sich dieser Entwicklungsverlauf auch in anderen morphologisch komplexen Sprachen finden lässt und welche Repräsentationen und Mechanismen ihm zugrunde liegen soll für den italienischen Leseerwerb untersucht werden. Dafür sollen mit 3.- und 5.-Klässlern drei Reaktionszeitexperimente durchgeführt werden, die auf unterschiedliche Aspekte der positions-spezifischen Verarbeitung von morphologischen Einheiten abzielen. Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, Aufschluss darüber zu geben, ob und wie Informationen über Morphempositionen bereits bei Leseanfängern vorhanden sind und für die effiziente Worterkennung genutzt werden. Die Ergebnisse versprechen neue Einblicke in die kognitiven Mechanismen der Leseentwicklung in morphologisch komplexen Sprachen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Italien
Gastgeber
Professor Dr. Davide Crepaldi