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Das Schlesische zwischen dem Polnischen und dem Deutschen, zwischen autochthonen Mundarten und polnischem Standard. Soziolinguistische und psycholinguistische Aspekte einer doppelten sprachlichen Hybridisierung

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392222529
 
Die polnisch-schlesischen Dialekte Oberschlesiens sind heute wie nur wenige andere Varietäten im polnischen Dialektkontinuum lebendig erhalten. Historisch und aktuell sind sie von Sprach- bzw. Varietätenkontakt geprägt: zunächst mit dem Deutschen, heute mit dem Standardpolnischen. Als Teil der historischen Region Schlesien war Oberschlesien jahrhundertelang eine Brücke zwischen „Deutschem“ und „Polnischem“. Dieser Kontakt hat sprachliche Spuren in den autochthonen polnischen Mundarten dieses Gebiets – im „Schlesischen“ – hinterlassen, hauptsächlich im Wortschatz, aber auch in der (Morpho-)Syntax. Trotz einer Vielzahl an impressionistischen Beschreibungen ist die Intensität und Extensität dieser Spuren des historischen Kontakts des Polnischen und des Deutschen im heutigen Schlesischen aber nur unzureichend empirisch gezeigt worden.Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den östlichen Gebieten bereits nach dem Ersten Weltkrieg, übernahm die polnische Standardsprache die dominante Position in der Sprachenarchitektur Oberschlesiens. Auch wenn das Schlesische als vital gilt und es Bestrebungen nach einem Ausbau des Schlesischen gibt, befindet es sich im Zuge der allgemein-europäischen Entwicklung hin zu den Standardsprachen, also der Aufgabe der Dialekte und / oder ihrer Konvergenz mit den Standardsprachen unter dem Einfluss des Standardpolnischen. Dies gilt gerade für die städtische Landschaft Oberschlesiens, das oberschlesische Industrierevier, für das die Herausbildung neuer urbaner Subvarietäten, neuer Stadtdialekte zu erwarten ist. Das tatsächlich gebrauchte Schlesische zwischen autochthonen Mundarten und dem Standardpolnischen wurde jedoch bisher nicht mit dem Instrumentarium der modernen, variationslinguistischen Dialektologie untersucht.Die sprachlichen Folgen dieser „doppelten Hybridisierung“ durch historischen und aktuellen Sprach- bzw. Varietätenkontakt zu untersuchen, ist das Ziel des beantragten Projekts. Es gliedert sich in zwei Aspekte: 1) Eine variationslinguistische Untersuchung des Schlesischen auf Grundlage eines zu erstellenden Korpus von familiären Gesprächen auf dem Gebiet des oberschlesischen Industriegebiets; 2) Die Untersuchung der psycholinguistischen Korrelate der Variation im Schlesischen bei verschiedenen Sprechergruppen. Erstmals wird damit eine quantitativ und qualitativ umfassende Datenerhebung zum Schlesischen angestrebt, die über eine Beschreibung „interessanter Phänomene“ hinausgeht. Ein innovatives Spezifikum des Projekts ist dabei die Verbindung von soziolinguistischer Variationslinguistik und Psycholinguistik, so dass das Projekt darüber hinaus auch zur Theoriebildung in beiden Gebieten beizutragen verspricht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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