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Kiez in der Tourismusfalle? Eine Untersuchung zur Veränderung von Wohnqualität durch touristische Übernachtungsmöglichkeiten in ausgewählten Berliner Wohnquartieren

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Accounting und Finance
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390780401
 
Städtetourist/-innen beschränken sich in jüngerer Zeit nicht mehr nur auf die Besichtigung klassischer Sehenswürdigkeiten, sondern sie begeben sich verstärkt auf die Suche nach dem lokalen, authentischen Lebensgefühl vor Ort. Dies schließt zunehmend auch Übernachtungen in innerstädtischen Kiezen ein. Dieser Trend wurde in der Forschung unter dem Begriff new urban tourism zusammengefasst. Durch diese Form des Tourismus steigt zum einen die Kontakthäufigkeit zwischen Anwohner/-innen und Tourist/-innen, zum anderen konkurrieren diese zunehmend um das knappe Gut Wohnraum. Berlin hat sich seit den 1990er Jahren auf Tourismus als Wirtschaftssektor spezialisiert und hier seitdem höchste Wachstumsraten erzielt. Zudem zeichnet sich Berlin durch einen dynamischen Immobilienmarkt mit hohen Preissteigerungen aus.Auf der Mikroebene untersucht das Projekt, ob und wie sich die Wohnqualität von Anwohner/-innen durch zunehmenden Tourismus verändert hat und welche Narrative zur Erklärung dieser wahrgenommenen Veränderungen herangezogen werden. Hierzu werden leitfadengestützte qualitative Interviews mit Anwohner/-innen durchgeführt. Das gewonnene Material wird in einem zweiten Schritt in quartiersinternen Fokusgruppen zusammengeführt, verglichen und plausibilisiert. Parallel dazu werden auf der Mesoebene Angebots-, Nachfrage- und Mietpreisverschiebungen anhand vorliegender Marktdaten analysiert sowie eine Kartierung der Nutzungsarten in den jeweiligen Quartieren heute und vor zehn Jahren vorgenommen. Die gewonnen Daten werden zu den durch Anwohner/-innen wahrgenommenen Veränderungen in Bezug gesetzt, um Interviewaussagen validieren sowie Diskrepanzen erkennen und diesen im Rahmen der Fokusgruppen genauer nachgehen zu können. Auf der Makroebene nimmt das Projekt die Rolle des öffentlichen Diskurses über Tourismus in den Blick. Mittels einer Medienanalyse werden Zeitungen und stadtpolitische Blogs ausgewertet, um den möglichen Einfluss dortiger Diskurse auf die Wahrnehmung von Wohnqualität in den Quartieren erkennen zu können. Die erzielten Forschungsergebnisse werden sowohl im Rahmen eines öffentlichen Open Space als auch über Publikationen präsentiert.Das Projekt agiert an der Schnittstelle von Soziologie und (Immobilien-)Ökonomie und arbeitet konsequent interdisziplinär. Es greift dabei auf einen Mix aus qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden zurück. Die disziplinäre und methodische Multiperspektivität ermöglicht eine tiefgreifende Analyse gesellschaftlichen Wandels und leistet unter Einbeziehung der Anwohner/-innenperspektive einen objektivierenden Beitrag zum aktuell unterbeforschten Thema Wohnqualität und zum bisher vorrangig emotional geführten Diskurs über Touristifizierung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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