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Die öffentlichen Debatten zur Energiewende in Deutschland und Frankreich. Eine Analyse ökologischer Transformationen mittels der Kombination zweier soziologischer Ansätze der Diskursforschung

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389691224
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

EnergiCorpus ist ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt, dessen Ziel es war, zwei diskurssoziologische Ansätze zu kombinieren, um die öffentlichen Debatten rund um die französische und die deutsche Energiewende von den 1970er bis in die 2020er Jahre zu untersuchen. Zu diesem Zweck stützte sich das Projekt auf die von Reiner Keller in Deutschland entwickelte Wissenssoziologische Diskursanalyse (SKAD) und auf die von Francis Chateauraynaud mit seiner Software Prospéro in Frankreich entwickelte Soziologie der Kontroversen. Genauer gesagt bestand das Forschungsdesign darin, einerseits Textkorpusse mit relevanten Daten (Expertenberichte, Medienartikel usw.) zu Energiedebatten zu erstellen, um einen gemeinsamen heuristischen Ansatz zu entwickeln, der die Software Prospéro in das Forschungsprogramm der SKAD integriert. Im Laufe des Projekts entwickelten wir eine vorläufige und in ihrer Reichweite eingeschränkte deutsche Version der Software Prospéro, die wir dann an einer Reihe von Korpussen testeten, um Energiekontroversen zu kartieren. Auf diese Weise konnten wir französische und deutsche Textdaten zu thematisch analogen Debatten über die Energieversorgung vergleichen und stellten bald fest, dass ähnliche materielle Einsätze, wie sie mit der Ansiedlung von Windparks verbunden sind, je nach ortsspezifischen kulturellen, politischen und ökologischen Repräsentationen zu unterschiedlichen diskursiven Konstruktionen führen können. Um diese Besonderheiten zu visualisieren, passten wir die Mapping-Funktionen der Software Prospéro an SKAD an und nutzten sie, um eine digitale Analyse von Deutungsmustern zu fördern. Im Ergebnis ermöglichte das Projekt die Konzeption eines eher prozessualen Ansatzes für die Analyse von Kontroversen auf der Grundlage von Textkorpora, die sich mit Energiefragen befassen. Aus dem Projekt ergaben sich mehrere Folgefragen. Erstens bestätigte das Projekt das Problem einer großen Lücke zwischen der Big-Data-Analyse und der qualitativen Textanalyse in den Sozialwissenschaften, und ebnete den Weg für eine weitere Integration von Prospéro in SKAD, um mehr Reflexivität in der digitalen Diskursanalyse zu fördern. Zweitens unterstrich der ‘mehrsprachige Aspekt’ dieser vergleichenden Studie französischer und deutscher Diskurse die Notwendigkeit, über linguistische Kategorien hinauszugehen, um andere semantische Kategorien zu entwickeln, die für die soziologische Analyse von Diskursen jenseits von Sprachbarrieren besser geeignet wären. Drittens ermöglichte unser diskursiver Ansatz, die Bedeutung von situierten Verlaufskurven in der Analyse von Energiewendepfaden zu identifizieren. So konnten wir feststellen, dass je nach der Materialität der Energiemixe und technischen Infrastrukturen, institutionellen Kontexten und formal juristischen Bedingungen wie Gesetzen, die die Energiepolitik und die Energiemärkte regeln, die Praktiken und Diskurse variieren und kontextspezifischen Ausarbeitungen folgen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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