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Die Struktur und Entwicklung des Verstehens von Handlungen und Gründen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389345561
 
Dieses Projekt zielt auf eine umfassende Theorie der Struktur und Entwicklung des Verstehens von Handlungen und Gründen ab. Es beschränkt sich auf die Untersuchung unseres Verstehens, nicht der Ausführung, von Handlungen anderer Personen, nicht der eigenen. Dazu sind philosophische und empirische Forschung eng verzahnt, um innerhalb eines interdisziplinären Projekts eine adäquate philosophische Theorie zu entwickeln und empirisch zu testen. Es gibt drei Teilprojekte mit jeweils empirischen Untersuchungen: (1) Philosophische Untersuchung einer naturalistischen nicht-psychologistischen Konzeption von Handlungsgründen (Arbeitshypothese a): Eine Konzeption von Gründen als objektiven Fakten erlaubt Handlungserklärungen anhand von objektiven (Fakten) und subjektiven Gründen (Überzeugungen), wenn letztere als Perspektiven auf objektive Tatsachen angesehen werden, wobei falsche Überzeugungen potenzielle Fakten repräsentieren (Zürich: Glock). (2) Theoretische Entwicklung und empirische Überprüfung eines teleologischen Stufenmodells der Intentionalität zur Beschreibung der Entwicklung unseres Verstehens anderer durch die Unterscheidung von Typen von Handlungserklärungen (Arbeitshypothese b): Von 6-12 Monaten verstehen Kinder zielgerichtete Handlungen anderer nur als Regularitäten. Ab 18 Monaten erwerben sie ein teleologisches Verständnis von Handlungen basierend auf der Evaluation von erstrebenswerten Zielen. Erst mit ca. 4 Jahren verstehen Kinder, dass intentionale Handlungen anderer durch subjektive Gründe motiviert sein können, d.h. sie erklären Handlungen durch Zuschreibung von Überzeugungen als Perspektiven auf objektive Tatsachen (Bochum: Schlicht, Salzburg: Perner). (3) Formulierung einer philosophischen Theorie über die kognitive Architektur mittels der Theorie mentaler Ordner, angewendet auf die Entwicklung des Verstehens von Überzeugungen und Gründen (Arbeitshypothese c): Die Theorie mentaler Ordner erklärt, wie unser Wissen über die Welt und Andere repräsentiert und strukturiert ist und erklärt den Befund, dass Kinder zwischen 7 und 15 Monaten schon implizit falsche Überzeugungen anderer verstehen, aber erst mit 4 Jahren explizit dieses Verständnis formulieren können (Bochum: Newen, Salzburg: Perner).Alle philosophischen Projekte sind wechselseitig abhängig und gebunden an empirische Untersuchungen. Dieses ambitionierte Projekt liefert substanzielle und originelle Beiträge zu zentralen Debatten in der Philosophie des Geistes, Handlungstheorie und Kognitionswissenschaft der sozialen Kognition. Experten aus Bochum, Salzburg und Zürich arbeiten eng zusammen in einer einzigartigen interdisziplinären Konstellation, aus der eine umfassende, begrifflich kohärente und empirisch bestätigte Theorie der Struktur und Entwicklung unseres Verstehens von Handlungen und Gründen gewonnen wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich, Schweiz
 
 

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