Detailseite
Projekt Druckansicht

Crowdsourcing als neue Form der Arbeitsorganisation: Regulierungsanforderungen und Wohlfahrtseffekte

Fachliche Zuordnung Privatrecht
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389039040
 
Als Crowdsourcing bezeichnet man die Auslagerung von Tätigkeiten, die traditionell von speziell dafür beschäftigten Akteuren, üblicherweise von internen Mitarbeitern eines Unternehmens, verrichtet wurden, an eine unbestimmte und zumeist große Gruppe von Menschen über einen offenen Aufruf. Dabei wird zwischen den Bereichen »Microwork« und »Online Freelancing« unterschieden. Bei Microwork werden Projekte in Kleinstaufgaben zerlegt, die in Sekunden oder Minuten abgeschlossen werden können. Online Freelancing ist die Auslagerung von professionellen Dienstleistungen an Crowdworker, die in der Regel einschlägige fachliche oder berufliche Qualifikationen besitzen müssen. Crowdsourcing birgt damit ein enormes Potential für Unternehmen, die zu erledigende Aufgaben kurzfristig durch Crowdworker bearbeiten lassen möchten und von der Kreativität einer Gruppe an Akteuren profitieren wollen. Auch für die Crowdworker bringt die neue Arbeitsform Vorteile, nämlich indem diese ihren Arbeitsalltag zeitlich und räumlich flexibler gestalten können. Aufgrund der Partikularisierung ihrer Tätigkeit sind die Crowdworker beim Vertragsschluss, wohl mehr noch als herkömmliche Arbeitnehmer, gegenüber den Auftraggebern und Plattformbetreibern möglicherweise strukturell unterlegen. Das Ziel des Forschungsprojekts ist die Beantwortung der Frage, ob die Rechtsordnung in Deutschland und auf Ebene der Europäischen Union für Crowdsourcing als neue Form der Arbeit geeignete Instrumente und Regelungen bereitstellt, um einen angemessenen Interessenausgleich zu gewährleisten, und inwiefern ein gesetzgeberisches Handeln erforderlich ist. Untersucht wird, ob das vertragliche Arbeitnehmerschutzrecht Anwendung auf Crowdworker findet bzw. finden sollte und welche Möglichkeiten der kollektiven Interessenwahrnehmung den Crowdworkern zur Verfügung stehen oder stehen sollten. Die Untersuchung baut auf vergleichenden Erkenntnissen mit der Rechtslage in den USA auf, weil dort die umfassendsten Erfahrungen mit dem Phänomen Crowdsourcing bestehen und entsprechend die Konsequenzen dieser Betätigungsform für die Beschäftigten besonders sichtbar geworden sind. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive wird analysiert, inwiefern Crowdworker einer Tätigkeit nachgehen, um ihren Existenzerhalt zu sichern und welche Zielfunktionen sie alternativ noch verfolgen. Darüberhinaus wird untersucht, in welcher Form mögliche Wohlfahrtsgewinne unter Crowdworkern, Plattform und Crowdsourcern aufgeteilt werden und ob Crowdworker gegen eine unfaire Behandlung durch die anderen beiden Parteien vorgehen. Die Forschungsfragen werden mit den Methoden der empirischen und experimentellen Wirtschaftsforschung beantwortet und es wird rechtsvergleichend gearbeitet. Sollte der Gesetzgeber in den kommenden Jahren ein deutsches Crowdsourcing-Gesetz bzw. eine europäische Crowdsourcing-Richtlinie erlassen, wird mit dem vorhandenen Datenmaterial eine umfassende Evaluierung der neuen Regeln erfolgen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung