Detailseite
Projekt Druckansicht

Die musikalisierten Licht-Räume der deutschen Nachkriegsavantgarde. Karlheinz Stockhausen und die Künstlergruppe ZERO

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388691158
 
Hinter der Metapher des "musikalisierten Licht-Raums" standen für Karlheinz Stockhausen wie für die Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO konkrete künstlerische Darstellungsgrößen. Während der Komponist Stockhausen sein Musikverständnis verstärkt auf die Parameter der Räumlichkeit und Lichthaftigkeit stützte, entwarfen Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker mit ihren um die spatiale Entfaltung des Lichts kreisenden bildnerischen Kompositionen Settings, die spezifisch musikalische Strukturen unter den Vorzeichen einer transposition d'art bespiegeln. Die Tendenz zur Musikalisierung von Licht-Räumen zeigt sich im Werk Stockhausens bis hin zum Opernzyklus "LICHT" (2003) und prägt auch die nach der Auflösung der Gruppe ZERO (1958-1966) entstandenen Arbeiten Macks, Pienes und Ueckers.Diese für die deutsche Kulturgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg signifikante intertextuelle Konstellation zwischen Musik und Bildender Kunst wurde von der Forschung bislang nicht thematisiert. Das vorliegende musikwissenschaftliche Projekt behebt dieses Desiderat und nimmt erstmals eine Gegenüberstellung der Werke von Stockhausen und ZERO unter musikalischen und musikphilosophischen Gesichtspunkten vor. Sein Ziel ist einerseits die Darstellung der wechselseitigen Bezüge auf künstlerische Strukturen. So werden Serialiät, Rhythmizität und Spektralität der ZERO-Kunst in ihrer Prägung durch kompositionstechnische Codes der Musik Stockhausens untersucht und, umgekehrt, die strukturellen Verweise von Stockhausens Werken auf die "Kompositionen" von ZERO identifiziert. Neben der Analyse von musikalischen Strukturparallelen leistet das Projekt andererseits die Erforschung des für Stockhausen und ZERO charakteristischen Raumverständnisses. Die intermodalen (d.h. um die Verknüpfung von auditiven und visuellen Strukturen zirkulierenden) und immersiven Komponenten der ästhetischen Räume werden ergründet und schließlich in ihrem kunstreligiösen Gehalt historisch-kulturell in der Entstehungszeit verortet. Im Arbeitsprogramm ist zunächst eine umfangreiche Archiv- und Quellenforschung in der Stockhausen-Stiftung und der ZERO foundation vorgesehen, die die strukturelle und ästhetische Vergleichsanalyse der musikalisierten Licht-Räume von Stockhausen und ZERO vorbereitet. Um dabei die Korrespondenzen zwischen Musik und Bildender Kunst herauszuarbeiten, wird Intertextualität als Methode für eine intermediale Fragestellung fruchtbar gemacht. Als wissenschaftlicher Kooperationspartner fungiert die ZERO foundation, die im September 2017 eine kunsthistorische Forschungsinitiative zum Begriff der Struktur bei Mack, Piene und Uecker startet. Von diesem kunsthistorischen Vorhaben profitiert das kulturgeschichtlich relevante Projekt "Die musikalisierten Licht-Räume der deutschen Nachkriegsavantgarde", das die Rolle der Musik in der von den Umwälzungen des spatial und des luminous turn geprägten deutschen Nachkriegsavantgarde definiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung