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More than meets the eye: Untersuchungen zur Integration, Funktion und Beeinträchtigung der Verarbeitung von direktem Blickkontakt

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387752651
 
Die psychologische Forschung hat sich in den letzten Jahren zunehmend der Frage zugewandt, welche affektiven und kognitiven Prozesse der menschlichen Koordinations- und Kooperationsfähigkeit zugrunde liegen. Ein vielversprechender Ansatz ist hierbei, grundlegende soziale Effekte in zunehmend komplexen, interaktiven Paradigmen und an Stichproben mit spezifischen sozialen Defiziten zu untersuchen. Besondere Aufmerksamkeit wurde beispielsweise dem Blickfolge-Effekt zuteil, dessen Bedeutung für die Informationsverarbeitung und erfolgreiche zwischenmenschliche Interaktion inzwischen gut untersucht ist. Obwohl die Augen unserer Mitmenschen unsere Aufmerksamkeit maßgeblich und unmittelbar beeinflussen, wenn sie direkt auf uns gerichtet sind, wurde das Thema direkter Blickkontakt bisher nur unzureichend erforscht. Der vorliegende Forschungsantrag beschäftigt sich vor diesem Hintergrund in drei aufeinander aufbauenden Projekten mit den zugrundeliegenden Mechanismen und der Funktion von Blickkontakt, wobei gezielt interaktive, aber streng experimentell kontrollierte Paradigmen sowie Probanden mit eingeschränkten sozialen Fähigkeiten eingeschlossen werden. Projekt 1 nutzt Verhaltens- und Blickdaten in einfachen Attention-capture-Aufgaben um zu verstehen, unter welchen Bedingungen und auf welche Weise Blickkontakt und andere soziale Reize (z.B. Emotionsausdrücke, Hinweise auf Vertrauenswürdigkeit und Dominanz) während der Informationsverarbeitung integriert werden. Projekt 2 untersucht den Einfluss von Blickkontakt auf Empathie, kognitive Perspektivübernahme und zwischenmenschliches Entscheidungsverhalten (z.B. Großzügigkeit) in videobasierten interaktiven Aufgaben. Um die Bedeutung des Blickkontaktes beider Interaktionspartner zu verstehen, wird Blickverhalten sowohl bei der Versuchsperson gemessen (eye-tracking) als auch beim Interaktionspartner manipuliert. Funktionelle Bildgebung erlaubt hierbei zusätzliche Einblicke in das dynamische Zusammenspiel der neuronalen Netzwerke, die der Blickverarbeitung, sozialem Verstehen und Verhaltensentscheidungen zugrunde liegen. In Projekt 3 werden die einfach anwendbaren und validierten Paradigmen der Projekte 1 und 2 an Jugendlichen mit diagnostizierter sozialer Ängstlichkeit, Störung des Sozialverhaltens oder ohne psychiatrische Auffälligkeiten (Kontrollgruppe) durchgeführt. Durch die Erfassung von Unterschieden in basalen Prozessen sozialer Informationsverarbeitung und deren Beitrag zu Defiziten des sozialen Verstehens und Interagierens informiert und ergänzt meine Forschung bestehende Theorien zu beiden Störungsbildern und bereichert die Entwicklung gezielter Therapieansätze. Zusammenfassend werden die aus allen Projekten gewonnenen Erkenntnisse so zu einem besseren Verständnis der Mechanismen und der Bedeutung direkten Blickkontakts im Kontext sozialen Verstehens und Verhaltens beitragen.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
Internationaler Bezug Kanada
 
 

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