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Validierung verschiedener Methoden zur Quantifizierung des Milchtransfers bei verschiedenen Verdauungstypen, am Beispiel Ziege und Lama (Lama glama)

Fachliche Zuordnung Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Förderung Förderung von 2007 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 38580943
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Milchtransfer bei säugenden Jungtieren ist entscheidend für die Ausnutzung des Wachstumspotenzials der Jungtiere. Im vorliegenden Forschungsprojekt dient das Lama (Lama glama) als Modelltierart. Zwar wurden Neuweltkameliden vor mehr als 4000 Jahren in Südamerika domestiziert, aber es hat sich keine Melktraditionen entwickelt und das Milchbildungspotenzial ist bisher nicht ausreichend quantifiziert. Im vorliegenden Forschungsprojekt wurde ein multifaktorieller Ansatz gewählt, indem erstmals verschiedene Schätzmethoden für den Milchtransfer parallel angewandt wurden: der direkte Milchentzug, die Wiegemethode, die Anwendung von Markern und Untersuchungen des Säugeverhaltens. Die Erhebungen erfolgten an einem mitteleuropäischen Standort an 5 Lamastuten und ihren Fohlen über einen Zeitraum von 3 bis 27 Wochen nach der Geburt. Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Tieren in den ermittelten aufgenommenen Milchmengen, die am Beginn der Laktation zwischen 1,76 und 3,80 l/ Tag und zum Ende zwischen 1,13 und 2,37 l/Tag schwankten. Von den untersuchten Methoden erwies sich zur Erfassung des Milchtransfers der Einsatz des stabilen Isotops Deuterium (D2O-Methode) als sehr zuverlässig, da die gemessenen Energieaufnahmen (inkl. der Milchaufnahme) zu den verschiedenen Laktationszeitpunkten fast identisch mit den berechneten Energieaufnahmen waren. Es wurden Videoaufnahmen mit insgesamt 1861 Saugakten ausgewertet. Auffallend war die sehr hohe Anzahl an Saugakten (zwischen 25 and 63 Mal/ 24 Stunden). Damit saugten die Lamafohlen erheblich öfter als Schafe, Ziegen, Rinder oder die nahe verwandten Altweltkamele. Unerwartet hoch war ebenfalls der Anteil der Säugezeit während der Dunkelphase, der ca. ein Drittel der Säugezeit ausmachte. Bei Kombination der Ergebnisse des Saugverhaltens und die mittels der Isotopentransfermethode gemessenen Milchmengen ergaben sich Mengen für die Milchaufnahme von 105,4-138,9 ml/ Saugakt bzw. von 40,6- 58,7 ml/ Minute Saugen. Von den verschiedenen Schätzmethoden erwies sich die D2O-Methode als sehr genau. Diese Methode wäre auch unter extensiven Bedingungen wie in den südamerikanischen Anden gut einsetzbar und könnte dann z.B. zur Abschätzung der Milchleistung in Zuchtprogramme integriert werden. Zu prüfen bleibt, ob auch die Erfassung der Tageszunahmen der Jungtiere in den ersten Laktationswochen ausreicht, um die Milchleistung indirekt hinreichend genau abschätzen zu können. Die Analyse des Säugeverhaltens zeigte hingegen keine deutlichen Parallelen zwischen Säugen und Milchaufnahme auf. Damit erscheint das Säugeverhalten zur indirekten Erfassung der Milchleistung bei Lamas nicht geeignet. Auch die Wiegemethode (Wiegen der Fohlen vor und nach dem Säugen) erwies sich aufgrund der geringen je Saugakt aufgenommenen Milchmengen als zu ungenau. Die vorliegenden Erkenntnisse liefern Grundlagen zur Entwicklung von Futterrationen (Kraftfuttermischungen) für Neuweltkameliden, insbesondere Daten zum Nährstoffbedarf während der Laktation fehlen bisher. Weiterhin lassen sich Grundlagen für Zuchtprogramme ableiten, um z.B. durch eine verbesserte Milchleistung eine höhere Überlebensrate von Jungtieren zu erreichen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Das Saugverhalten von Lamas (Lama glama) im Verlauf der Laktation. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2010, KTBL-Schrift 482, KTBL Darmstadt, 264-265
    Klinkert, A., Gerken, M.
  • (2011). Changes in suckling behaviour during lactation in llamas (Lama glama). In: Fibre production in South American camelids and other fibre animals (eds. M.A. Pérez-Cabal, J.P. Gutiérrez, I. Cervantes, M.J. Alcalde), Wageningen Academic Publishers, Wageningen, p 231
    Klinkert, A., M. Gerken
 
 

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