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Theorie und Empirie des Zigarettenkonsums

Antragsteller Professor Norman Braun, Ph.D. (†)
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 37987207
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Obwohl die Anfänge des Tabakrauchens in Europa bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, war lange Zeit nichts über die gesundheitlichen Risiken des Zigarettenkonsums bekannt. Erst Mitte der 60er Jahre konnten medizinische Studien belegen, dass Raucher öfter an Lungenkrebs erkranken und nicht zuletzt deshalb auch früher sterben. Seitdem stellt man sich in der Wissenschaft die Frage, warum denn überhaupt noch Menschen rauchen. Ein wesentlicher Fortschritt des Projekts besteht darin, den Rückschluss von den Eigenschaften von Rauchern und Nichtrauchern auf die Ursachen des Zigarettenrauchens grundsätzlich als problematisch anzusehen. Der Grund dafür ist, dass sich das Rauchverhalten empirisch trennscharf in die Phase des Rauchbeginns, den Konsumverlauf und die Phase der Rauchentwöhnung untergliedern lässt. Somit repräsentieren die Eigenschaften aktueller Raucher nicht zwangsläufig Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit zu rauchen beeinflussen. Auch wenn diese Einsicht nicht ganz neu ist, weisen vorhandene Studien, die sich z. B. ausschließlich mit dem Raucheinstieg auseinandersetzen, meistens gravierende Probleme auf. Eines dieser Probleme besteht darin, dass mögliche Einflussfaktoren nicht im Zusammenhang mit der jeweiligen Änderung des Rauchverhaltens erhoben werden. Statt zu fragen: „Was war eigentlich, als Sie mit dem Rauchen begonnen haben?“ bzw. für Nichtraucher: „Was war eigentlich, als Gleichaltrige aus Ihrem sozialen Umfeld mit dem Rauchen begonnen haben?“, werden Faktoren wie Bildung, Freizeitverhalten und Rauchverhalten der Eltern erst im Nachhinein mit dem Rauchbeginn in Zusammenhang gebracht. Deshalb wurden im Rahmen des Projekts deutschlandweit über 2000 Raucher, Ex-Raucher und Nichtraucher retrospektiv zu ihren Rauchgewohnheiten befragt. Ausgehend von der jeweiligen Änderung des Rauchverhaltens konnten so adäquate Erklärungsfaktoren erhoben werden. Ein großes Problem bisheriger Theorien zum Rauchverhalten besteht darin, dass sie „soziodynamische Ursachen“ als wesentliche Erklärungsfaktoren identifizieren. Peter raucht, weil sein bester Freund Dieter raucht. Dieter raucht, weil seine Eltern rauchen und Dieters Eltern rauchen, weil ihre besten Freunde damals auch alle geraucht haben. Weil ein derartiges „Imitationsprinzip“ letztendlich zirkulär ist, wurde im Rahmen des Projekts eine etwas andere Herangehensweise gewählt. Demnach handelt es sich beim Rauchen um ein jugendtypisches Verhalten, dass prinzipiell für alle Jugendlichen eine gewisse Attraktivität besitzt. Rauchen werden jedoch vorwiegend diejenigen, denen dieses Verhalten keine allzu großen Kosten verursacht. Solche Modelle wurden sowohl für den Einstieg als auch für die Entwöhnungsabsicht und den Erfolg von Entwöhnungsversuchen spezifiziert und mit den erhobenen Daten getestet. Herausgestellt hat sich dabei, dass Rauchverbote seitens der Eltern, durchschnittliche Zigarettenpreise und das Budget (Taschengeld) wesentliche Erklärungsfaktoren für den Raucheinstieg sind. Für die Entwöhnungsabsicht ist es dagegen der (Ehe-)Partner, der den Raucher entweder bestärkt oder sanktioniert. Darüber hinaus wirkt auch der subjektive Gesundheitszustand, sofern er aus der Sicht des Rauchers mit dem Rauchverhalten in Zusammenhang gebracht wird, als Kostenfaktor. Ähnlich sieht es mit dem Erfolg von Entwöhnungsversuchen aus. Auch hier spielt neben dem Grad der Abhängigkeit vor allem die Einstellung des (Ehe-)Partners eine große Rolle.

 
 

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