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Die Klassische Philologie an der Friedrich-Wilhelms- bzw. Humboldt-Universität zu Berlin von 1933 bis 1989

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 37455948
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem aus der Projektarbeit hervorgegangenen Werk, das in Buchform erscheinen wird, wird anhand der Geschichte der Wissenschaftsdisziplin Klassische Philologie an der Berliner Universität im Zeitraum von der nationalsozialistischen Machtergreifung bis zum Ende der kommunistischen Herrschaft in der DDR gezeigt, wie eine zuvor in der Welt führende Institution, die Philologische Abteilung des Instituts für Altertumskunde, durch politische Einflussnahme, die in der NS-Zeit bis zu lebensbedrohender Verfolgung reichen konnte, und Anpassungsdruck an die höchst unterschiedlichen, aber jeweils mit totalitärem Anspruch auftretenden Ideologien des Nationalsozialismus und des Marxismus-Leninismus, weitgehend zerstört wurde. Zunächst wird die Vorgeschichte des Instituts dargestellt, das zunächst, im 19. Jh., als "Philologisches Seminar" an der 1810 gegründeten Friedrich-Wilhelms-Universität einen wesentlichen Anteil an der Profilierung und Ausdifferenzierung der historischen Geisteswissenschaften hat (vor allem durch das Wirken von August Boeckh) und seit 1897 mit der Berufung von Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und der Gründung eines Philologie und Alte Geschichte umfassenden Instituts für Altertumskunde die Grundlage für seine internationale Ausstrahlung schafft. Die Spitzenstellung des Instituts wird auch durch die Einschränkungen, die aus der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg resultieren, nicht beeinträchtigt. Es erreicht im Gegenteil während der Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre, die von dem charismatischen Werner Jaeger geprägt werden, durch die überaus erfolgreiche Herausbildung eines exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses, der mit Rufen überschüttet wird, eine geradezu exzeptionelle Bedeutung. Das alles endet mit einem Schlag, als schon kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten durch das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" der Ausschluss jüdischer Dozenten beginnt. An dieser Stelle setzt die detaillierte, auf Archivarbeit beruhende Rekonstruktion der sich kontinuierlich verändernden Wirklichkeit ein, die den Institutsbetrieb in der Folgezeit kennzeichnet. Dargestellt werden - für die beiden Untersuchungszeiträume der Arbeit (die DDR-Zeit wurde ihrerseits noch in drei Teilphasen untergliedert) - jeweils die hochschulpolitischen Rahmenbedingungen, die Personalentwicklung (im besonderen die Berufungen), Lehre und Studienbedingungen, Forschung (unter Einschluss von Promotionen und Habilitationen). In der Zeit der DDR ist das Institut - auch durch die Bevorzugung der auf dem gleichen Fachgebiet konkurrierenden Akademie der Wissenschaften - einem Substanzverlust ausgesetzt, der dazu führt, dass es bei der Reduzierung der Studienorte für Klassische Philologie (auf Halle und Jena) übergangen und der Studiengang eingestellt wird.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die unendliche Aufgabe. August Boeckh als Begründer des Philologischen Seminars. In: A. M. Baertschi / C. G. King (Hgg.), Die modernen Väter der Antike. Die Entwicklung der Altertumswissenschaften an Akademie und Universität im Berlin des 19. Jahrhunderts (Transformationen der Antike, Bd. 3), Berlin/New York 2009, 45-72
    Thomas Poiss
  • Hermann Diels und die Fragmente der Vorsokratiker. In: A. M. Baertschi / C. G. King (Hgg.), Die modernen Väter der Antike. Die Entwicklung der Altertumswissenschaften an Akademie und Universität im Berlin des 19. Jahrhunderts (Transformationen der Antike, Bd. 3), Berlin/New York 2009, 369-393
    Wolfgang Rösler
  • Die Idee der Philologie. Der Streit zwischen Gottfried Hermann und August Boeckh. In: K. Sier/ E. Wöckener-Gade (Hrsg.), Gottfried Hermann (1772-1848). Internationales Symposium in Leipzig, 11.-13. Oktober 2007 (Leipziger Studien zur Klassischen Philologie, Bd. 6), Tübingen 2010, 143-163
    Thomas Poiss
  • Die mißlungenen Berufungen von Richard Laqueur nach Halle und Berlin zwischen 1946 und 1948. In: Th. Brüggemann / B. Meißner/Chr. Mileta/A. Pabst/O. Schmitt (Hgg.): Studia hellenistica et historiographica. Festschrift für Andreas Mehl, Gutenberg 2010, 413-435
    Isolde Stark
  • Eduard Zeller und Hermann Diels. In: G. Härtung (Hg.), Eduard Zeller. Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte im 19. Jahrhunden, Berlin/New York 2010, 261-274
    Wolfgang Rösler
  • Felix Jacobys Promotion an der Berliner Universität. Klio 92, 2010, 422-426
    Wolfgang Rösler
  • August Boeckh als Universitätspolitiker. In: A. Baillot (Hrsg.), Netzwerke des Wissens. Das intellektuelle Berlin um 1800 (Berliner Intellektuelle um 1800, Bd. 1), Berlin 2011, 85-112
    Thomas Poiss
 
 

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