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Probabilistische Modellierung des Gebrauchs von Quantoren bei typischen und atypischen Sprechern

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 367130212
 
Die Untersuchung von Wörtern, die quantifizierende Konzepte ausdrücken (z.B. einige, die meisten) hat Philosophen, Logiker, Linguisten und Psychologen seit Aristoteles beschäftigt. Der gegenwärtige Konsensus in der Semantik ist, dass diese Wörter generalisierte Quantoren ausdrücken, also Relationen zwischen Mengen mit klar definierten Bedeutungen. Aus psychologischen Experimenten ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Zum Beispiel schließen Versuchsteilnehmer aus dem Satz Einige A sind B, dass etwa ein Viertel der A B sind, und nicht, dass mindestens ein A ein B ist, die Bedeutung, die in der Semantik angenommen wird. Diese fokalen Bereiche der Quantorinterpretaiton können gewöhnlich nicht präzise charakterisiert werden. Dennoch gibt es Regularitäten bei der Verwendung und der Interpretation von Quantoren, und es ist ein Ziel dieses Projekts, zwischen der formalen Semantik und den psychologischen Befunden zur Quantorverwendung zu vermitteln. Wir vermuten, dass die scheinbare Diskrepanz zwischen linguistischer Theorie und experimentellen Daten unter Einbeziehung der Pragmatik aufgelöst werden kann, und dass eine Untersuchung des Quantorgebrauchs zu einem tieferen Verständnis von allgemeinen pragmatischen Prinzipien führen wird. Diese umfassen wesentlich kognitive Faktoren wie die Ungenauigkeit der Wahrnehmung und Verarbeitung von quantitativer Information, ferner Unsicherheit über die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten des Gesprächsteilnehmers, Unklarheit über das kontextuell relevante Präzisionsniveau, und Grenzen in der Fähigkeit von Sprechern, sich in die Gesprächspartner hineinzuversetzen und so auf einem optimalen Level der Sprachverwendung zu konvergieren. Wir werden hierzu datengesteuerte probabilistische Modellierung verwenden, wie sie in neueren spieltheoretischen und Bayesianischen Ansätzen entwickelt wurden. Das Projekt wird systematisch Daten aus einer uniformen Gruppe von Aufgaben erheben und dabei die Produktion und Interpretation von quantifizierenden Ausdrücken erfassen. Wir sind vor allem interessiert an den potentiellen Asymmetrien zwischen der Produktion des Sprechers und der Perzeption des Hörers, und an dem dynamischen Prozess des sich aufeinander Einstellens bei wiederholter Interaktion von Sprecher und Hörer. Darüber hinaus werden wir nicht nur neurotypisch normale Erwachsene, sondern auch neurotypisch normale Kinder und Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störung untersuchen. Bei den beiden letzteren Gruppen ist es bekannt, dass sie sich pragmatisch abweichend verhalten. Das Sammeln von Daten mit gleichen Stimuli und Aufgabentypen in statischen oder dynamischen Situationen von diesen drei verschiedenen Populationen wird uns befähigen, die bestehenden Theorien der pragmatischen Fähigkeiten von Kindern und Erwachsenen mit autistischen Störungen mithilfe probabilistischer Modellierung zu testen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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