SoPaKo - Soziale Partizipation durch Kohäsion. Eine Interventionsstudie an Grundschulen.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Soziale Teilhabe aller Kinder ist ein zentrales Ziel inklusiver Beschulung. Die empirische Forschung zeigt jedoch, dass dieses Ziel gerade für Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf nicht allein durch inklusive Beschulung erreicht wird. Aufbauend auf theoretischen Konzepten und empirischen Befunden zu Gruppenkohäsion und sozialer Partizipation postulierten wir, dass in (Grund-)Schulklassen die soziale Partizipation der individuellen Schüler*innen durch eine verbesserte Klassenkohäsion gesteigert werden kann. Dieser förderliche Effekt der Kohäsion sollte insbesondere für Kinder mit SPF bestehen. Im Rahmen eines Warte-Kontrollgruppendesigns mit insgesamt 54 Grundschulklassen testeten wir die Wirksamkeit einer von uns (weiter-)entwickelten Intervention hinsichtlich der Kohäsionsentwicklung sowie der damit verbundenen Veränderung der sozialen Partizipation. Im Rahmen von querschnittlichen Analysen von Daten vor der Intervention untersuchten wir zusätzlich die individuelle soziale Partizipation in Abhängigkeit von Merkmalen des Kindes und der Schulklasse. In Erweiterung bestehender Studien differenzierten wir systematisch zwischen a) unterschiedlichen Risikofaktoren (schwache Schulleistung vs. auffälliges Verhalten), b) verschiedenen Facetten von sozialer Partizipation (Akzeptanz, reziproke Beziehungen, Selbstwahrnehmung) respektive Kohäsion (ATG vs. GI), c) unterschiedlichen Domänen (miteinander spielen vs. arbeiten) und schließlich d) verschiedenen Operationalisierungen (soziometrisch vs. psychometrisch) und Maßen. Folgende Kernbefunde lassen sich zusammenfassend festhalten: Die Unterscheidung nach Risikofaktor sowie nach Domäne führt zu differenzierten Befunden: Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten erleben in Spiel- und Lern-/Arbeitssituationen weniger soziale Partizipation als ihre Mitschüler*innen. Insbesondere in Lern-/Arbeitsnicht aber in Spielsituationen sind auch Kinder mit schwachen Leistungen von geringerer Partizipation betroffen. - In kohäsiven Klassen wird insgesamt von mehr Partizipation berichtet, allerdings profitieren Risikokinder nicht stärker als andere von diesem Gruppenmerkmal. - Trotz positiver Berichte der Lehrkräfte lässt sich auf Basis der quantitativen Daten der Schüler*innen kein klarer Interventionseffekt nachweisen – weder mit Blick auf die Kohäsion noch auf die soziale Partizipation. Ein Response-Shift könnte dafür verantwortlich sein, dass eine eigentlich vorliegende Verbesserung von Kohäsion und Partizipation verdeckt wird. Mit Blick auf die weiteren Differenzierungen nach Konstruktfacetten und Operationalisierungen ergeben sich zum Teil disparate Befunde. Damit wird der Bedarf deutlich, sowohl auf theoretischer als auch empirischer Ebene die beiden zentralen Konstrukte der Kohäsion und Partizipation tiefergehend zu analysieren. Basis könnten insbesondere soziometrische Daten sein, die sich auf die Beziehungen zwischen zwei Akteuren beziehen, und damit die Grundlage sowohl für die soziale Partizipation als Individualmerkmal als auch für die Kohäsion als Gruppenmerkmal bilden. Gerade neuere Modelle der sozialen Netzwerkanalyse – z. B. Exponential Random Graph Models – bieten interessante Möglichkeiten, die verschiedenen Analyseebenen (Individuum, Dyade, Gruppe) simultan miteinander zu verknüpfen und damit die Forschung rund um die soziale Partizipation im (inklusiven) schulischen Kontext voranzutreiben.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Cohesion in Primary School Classes – Comparison of Sociometric and Psychometric Measures . Annual Meeting American Educational Research Association (AERA), Toronto, Canada
Michalke, S., Schürer, S. & van Ophuysen, S.
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Der Einfluss von Gruppenkohäsion auf die soziale Partizipation individueller Schülerinnen und Schüler – Eine Interventionsstudie an inklusiv unterrichtenden Grundschulen (Dissertation, Universität Münster)
Schürer, S.
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Gruppenstrukturen und soziale Beziehungen in inklusiven Schulklassen – Befunde aus sozialen Netzwerkanalysen. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF). Köln, Germany
van Ophuysen, S. & Michalke, S.
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Leistungsbezogene Homophilie in inklusiven Klassen: Wie ähnlich sind sich Schüler_innen, die miteinander spielen und arbeiten? Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF). Köln, Germany
Garrote, A., Michalke, S. & van Ophuysen, S.
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(2020). Academic achievement and peer interactions: A longitudinal analysis of peer selection processes in inclusive elementary classrooms. Frontiers in Education, 5(4), 1-10
Garrote, A.
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(2020). Cohesion in classes of primary and secondary school – Presentation of an instrument and assessment of measurement invariance. Journal of Psychoeducational Assessment, 1-15
Schürer, S., van Ophuysen, S. & Behrmann, L.
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(2020). Soziale Partizipation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen und emotional-soziale Entwicklung in der allgemeinen Grundschule – Ein Literaturreview. Empirische Sonderpädagogik, 12(4), 295-319
Schürer, S.
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Der Einfluss von Kohäsion auf die soziale und aufgabenbezogene Partizipation von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf. Grazer Grundschulkongress, online, Graz, Austria
Schürer, S. & van Ophuysen, S.