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SoPaKo - Soziale Partizipation durch Kohäsion. Eine Interventionsstudie an Grundschulen.

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 366784574
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Soziale Teilhabe aller Kinder ist ein zentrales Ziel inklusiver Beschulung. Die empirische Forschung zeigt jedoch, dass dieses Ziel gerade für Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf nicht allein durch inklusive Beschulung erreicht wird. Aufbauend auf theoretischen Konzepten und empirischen Befunden zu Gruppenkohäsion und sozialer Partizipation postulierten wir, dass in (Grund-)Schulklassen die soziale Partizipation der individuellen Schüler*innen durch eine verbesserte Klassenkohäsion gesteigert werden kann. Dieser förderliche Effekt der Kohäsion sollte insbesondere für Kinder mit SPF bestehen. Im Rahmen eines Warte-Kontrollgruppendesigns mit insgesamt 54 Grundschulklassen testeten wir die Wirksamkeit einer von uns (weiter-)entwickelten Intervention hinsichtlich der Kohäsionsentwicklung sowie der damit verbundenen Veränderung der sozialen Partizipation. Im Rahmen von querschnittlichen Analysen von Daten vor der Intervention untersuchten wir zusätzlich die individuelle soziale Partizipation in Abhängigkeit von Merkmalen des Kindes und der Schulklasse. In Erweiterung bestehender Studien differenzierten wir systematisch zwischen a) unterschiedlichen Risikofaktoren (schwache Schulleistung vs. auffälliges Verhalten), b) verschiedenen Facetten von sozialer Partizipation (Akzeptanz, reziproke Beziehungen, Selbstwahrnehmung) respektive Kohäsion (ATG vs. GI), c) unterschiedlichen Domänen (miteinander spielen vs. arbeiten) und schließlich d) verschiedenen Operationalisierungen (soziometrisch vs. psychometrisch) und Maßen. Folgende Kernbefunde lassen sich zusammenfassend festhalten: Die Unterscheidung nach Risikofaktor sowie nach Domäne führt zu differenzierten Befunden: Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten erleben in Spiel- und Lern-/Arbeitssituationen weniger soziale Partizipation als ihre Mitschüler*innen. Insbesondere in Lern-/Arbeitsnicht aber in Spielsituationen sind auch Kinder mit schwachen Leistungen von geringerer Partizipation betroffen. - In kohäsiven Klassen wird insgesamt von mehr Partizipation berichtet, allerdings profitieren Risikokinder nicht stärker als andere von diesem Gruppenmerkmal. - Trotz positiver Berichte der Lehrkräfte lässt sich auf Basis der quantitativen Daten der Schüler*innen kein klarer Interventionseffekt nachweisen – weder mit Blick auf die Kohäsion noch auf die soziale Partizipation. Ein Response-Shift könnte dafür verantwortlich sein, dass eine eigentlich vorliegende Verbesserung von Kohäsion und Partizipation verdeckt wird. Mit Blick auf die weiteren Differenzierungen nach Konstruktfacetten und Operationalisierungen ergeben sich zum Teil disparate Befunde. Damit wird der Bedarf deutlich, sowohl auf theoretischer als auch empirischer Ebene die beiden zentralen Konstrukte der Kohäsion und Partizipation tiefergehend zu analysieren. Basis könnten insbesondere soziometrische Daten sein, die sich auf die Beziehungen zwischen zwei Akteuren beziehen, und damit die Grundlage sowohl für die soziale Partizipation als Individualmerkmal als auch für die Kohäsion als Gruppenmerkmal bilden. Gerade neuere Modelle der sozialen Netzwerkanalyse – z. B. Exponential Random Graph Models – bieten interessante Möglichkeiten, die verschiedenen Analyseebenen (Individuum, Dyade, Gruppe) simultan miteinander zu verknüpfen und damit die Forschung rund um die soziale Partizipation im (inklusiven) schulischen Kontext voranzutreiben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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