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SFB 779:  Neurobiologie motivierten Verhaltens

Fachliche Zuordnung Medizin
Förderung Förderung von 2008 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 36555331
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Motivation ist ein fundamentaler Bestimmungsfaktor für zielgerichtetes Verhalten und Entscheidungsfällung bei höheren Tieren und Menschen. Motivation ist daher nicht nur ein wichtiges Konzept der Grundlagenforschung, die auf die Entschlüsselung der Ursachen von Verhaltensweisen zielt, sondern auch von höchster gesellschaftlicher Relevanz, da motivationale Faktoren das Gedeihen von Individuen sowohl im privaten als auch im Arbeitskontext bestimmen und pathologische Störungen der motivationalen Regelung die Basis einer bemerkenswerten Zahl von neuropsychiatrischen Erkrankungen darstellen. Während Theorien über die Natur der Motivation auf eine z.T. jahrhundertelange Geschichte innerhalb der Psychologie und den Sozialwissenschaften zurückblicken, hat interessanterweise die systematische Untersuchung der neuronalen Mechanismen im Gehirn, die Motivation zu Grunde liegen, erst vor vergleichsweise kurzer Zeit begonnen. In der Literatur existiert eine ganze Reihe unterschiedlicher Konzeptualisierungen sowohl zur Natur der Motivation als auch ihren neuronalen Grundlagen. Der im Sonderforschungsbereich (SFB) 779 "Neurobiologie motivierten Verhaltens" verfolgte wissenschaftliche Ansatz fokussiert dabei auf Prozesse der Entscheidungsfällung und seiner Anpassung im Rahmen von Lernsituationen. Dieser Ansatz ermöglichte den Aufbau eines konvergenten Forschungsprogramms, welches die zueinander komplementären Nützlichkeiten der traditionell getrennten tier- und humanexperimentellen Forschung miteinander verbinden konnte. Im Rahmen einer weiteren verwandten strategischen Entscheidung wurde im SFB ein zentrales Verhaltensparadigma (das sogenannte "Integrative Paradigma des SFB") entwickelt und etabliert, welches Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus traditionell getrennten Disziplinen (darunter molekulare und zelluläre Neurowissenschaften, Netzwerk- und systemische Neurowissenschaften, sowie Bildgebung des Gesamtgehirns) ermöglichte, an demselben Experiment zusammenzuarbeiten. Beide genannte strategische Entscheidungen erwiesen sich als ausschlaggebend für die gegenseitige Befruchtung der einzelnen beteiligten Teildisziplinen sowie den multiplikativen Effekt auf die Forschungswirkung des Gesamtkonsortiums. Basierend auf diesen strategischen Entwicklungen hat der SFB, im seinem Verlauf über drei erfolgreiche Förderperioden, signifikant zu einem besseren Verständnis der neuronalen Grundlagen motivationaler Verhaltenskontrolle geführt. Ein früher Fokus unserer Forschung lag zunächst auf der Integration der sensorischen und der affektiven neuronalen Verarbeitung im Gehirn. Die Verbindung von zueinander korrespondierender tier- und humanexperimenteller Forschung haben zu einem tiefen Verständnis nicht nur darüber geführt, wie sensorische Information in die motivationale Kontrolle integriert wird, sondern auch wie die sensorischen Prozesse selbst bereits durch motivationale Prozesse beeinflusst werden. Es war dabei eine generelle Eigenschaft des Zusammenarbeitens im SFB, dass solche neuen Einsichten auf einer breiten wissenschaftlichen Basis umgesetzt wurden, in der Resultate auf verschiedenen Beschreibungsebenen, von der molekularen und zellulären Ebene über die Schaltkreis- und Netzwerkebene bis zur Ebene der neuronalen Bildgebung des Gesamtgehirns, verbunden werden konnten. Nach dem frühen Fokus auf den Zusammenhang zwischen sensorischer und valenzbezogener neuronaler Verarbeitung in der ersten Förderperiode, hat sich der SFB vor allem dem Zusammenhang zwischen Reizvalenz und Handlung zugewandt, erneut durch umsichtige Koordination von tier- und humanexperimentellen Forschungsansätzen. Die erhaltenen Ergebnisse wiesen auf eine unerwartet hohe Bedeutung der Präzision zeitlicher Beziehungen zwischen lokalen neuronalen Signalen hin, die globale Aspekte des Verhaltenskontrolle bestimmten. Diese Resultate haben den Weg für neue Forschungsrichtigen in Magdeburg begründet, die zur Zeit verfolgt werden. Als eine weitere Entwicklung werden unsere Ergebnisse zur neuronalen Grundlagen motivationaler Aspekte der Entscheidungsfällung und ihrer Modulation durch kognitiven Zustand, Alter oder Krankheit zur Zeit generalisiert und berücksichtigen, dass kognitive Funktionen generell auf neuronalen Ressourcen basieren, die begrenzt und vulnerabel sind. Diese Einsichten und Entwicklungen haben nun den Weg für eine neue SFB-Initiative in Magdeburg geebnet, die wir zur Zeit verfolgen, um die Natur dieser Ressource und interventionelle Strategien, sie zu rekrutieren, weiter zu untersuchen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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