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Cognitive Enhancement in Deutschland: Verbreitung, Beschaffungsstrategien, Ursachen und Implikationen (ENHANCE)
Antragsteller
Professor Dr. Guido Mehlkop; Dr. Sebastian Sattler
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 358282780
Cognitive Enhancement (CE) bezeichnet die Verwendung von Substanzen (wie Koffeintabletten oder Methylphenidat) und anderen Hilfsmitteln zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit ohne medizinische Notwendigkeit. In der Diskussion zu CE wird vermutet, dass steigende Leistungsanforderungen sowie das Streben nach Erfolg und Selbstperfektionierung immer mehr gesunde Menschen zu CE greifen lassen, um ihre Konzentration, ihre Wachheit oder ihr Gedächtnis zu verbessern. Manche befürworten CE zur Steigerung von Arbeitsproduktivität und Lebensqualität sowie zur Reduktion von Ungleichheiten. Kritische Stimmen betonen aber bspw. Risiken für die Gesundheit, unerwünschte Persönlichkeitsveränderungen, die Verletzung von Fairnessnormen oder die Illegalität der Beschaffung einiger Mittel. Bislang gab es kaum systematische empirische Untersuchungen der Allgemeinbevölkerung zu Verbreitung, Einnahme- bzw. Anwendungsbereitschaft, Beschaffungswegen sowie Einstellungen und Trends von CE. Auch die Mechanismen, die den Einnahmeentscheidungen zugrunde liegen, werden bislang nicht ausreichend verstanden und empirisch theoriegeleitet untersucht. In der ersten Projektphase des ENHANCE-Projektes wurden deshalb über 20.000 Personen in Deutschland zu CE befragt, um diese Forschungslücken zu bearbeiten. In der zweiten Phase sollen nun Forschungsfragen untersucht werden, die in der ersten Phase nicht (hinreichend) beantwortet werden konnten. Der Fokus liegt weiter auf substanz-basierten Maßnahmen der Leistungssteigerung (mit verschreibungspflichtigen und illegalen Substanzen), aber kontrastierend werden auch neue Methoden (wie Gehirnstimulation und genetische Modifikationen) auf Grundlage verschiedener theoretischer Erklärungsansätze untersucht. Wir wollen dabei die erwarteten und erlebten Effekte der verwendeten Mittel zur Leistungssteigerung, aber auch Effekte von Personenmerkmalen und sozialen Einflüssen auf Einnahmeentscheidungen mit klassischen Befragungstechniken und mit experimentellen Designs erforschen. Indem viermal dieselben Personen befragt werden, soll auch untersucht werden, wie sich der Konsum über die Zeit ändert, welche Rolle der soziale Kontext und das Arbeitsumfeld (auch unter aktuellen Corona-Bedingungen) spielen, welche Auswirkungen die Einnahme von CE auf die Personen und das soziale Miteinander hat und wie die Substanzen beschafft werden. Zudem wollen wir besser verstehen, warum sich Menschen in ihrer Bewertung der Risiken und des Nutzens von CE sowie der moralischen Akzeptanz untereinander unterscheiden und inwiefern sich diese Bewertungen über die Zeit ändern. ENHANCE verspricht damit Antworten auf zentrale offene Forschungsfragen sowie eine Grundlage für die Prävention von riskantem CE. Die Ergebnisse sollen durch Fachpublikationen, Vorträge, Medienberichte und eine internationale Konferenz verbreitet werden. Zudem sollen die internationale und interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit und der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen