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Aktionalitätsklassen und crosslinguistische Kodierungstendenzen. Typologische Studien und Entwicklung einer linguistischen Analyse-Software
Antragsteller
Professor Dr. Gerhard Heyer
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 357550571
Das Projekt widmet sich der Dokumentation und Erklärung einer grammatischen Universalie, i.e. crosslinguistische Kodierungstendenzen bei Aktionalitäts- und Aspektklassen von Verben. Aufgezeigt werden soll die Verbindung zwischen crosslinguistischen Sprachmustern und Tendenzen des Sprachgebrauchs. Grundlegende Komponenten der Analyse werden durch eine Analyse-Software durchgeführt, die in diesem Projekt entwickelt wird. Ausgangspunkt ist, dass häufige sprachliche Formen tendenziell durch Null-Kodierungen ausgedrückt werden (Form-Frequenz-Korrespondenzen). Form und Frequenz sind Quantitäten des Zipfschen Gesetzes (Zipf 1935), für das eine Modifizierung postuliert wird: Erweiterung der Form-Frequenz-Korrespondenz zu einer Frequenz-Form/Funktions-Korrespondenz, da Kodierungsasymmetrien semantische Asymmetrien ausdrücken können: Bei Null-Kodierung tendieren telische Verben zu perfektivem Aspekt und atelische Verben zu imperfektivem Aspekt, bei Overt-Kodierung zu imperfektivem Aspekt, beziehungsweise zu perfektivem Aspekt. Die Form (i.e. Kodierung)-Frequenz-Korrespondenz wird untersucht anhand der Asymmetrie bei atelischen/telischen Verben in Europäischen und Nicht-Europäischen Sprachen. Allgemein gilt: Höher frequente Verbindungen tendieren crosslinguistisch zu Null-Kodierungen und seltenere Verbindungen zu Overt-Kodierungen, weil hoch frequente Einheiten mit hohen Wahrscheinlichkeiten, sicherer vorhersagbar sind als niedrig frequente Einheiten mit geringen Wahrscheinlichkeiten, und dass vorhersagbare Inhalte nicht-overt ausgedrückt werden, beziehungsweise kürzere Formen aufweisen. Die Hypothese wird getestet, dass, neben Frequenz, weitere Faktoren Vorhersagbarkeit konstituieren. Form-Frequenz Korrespondenzen machen sprachliche Strukturen effizienter (Zipf 1949), jedoch ist es notwendig, Mechanismen des Sprachwandels zu finden, in Gang gesetzt durch Sprecherpräferenzen für Sprachökonomie. In diesem Projekt werden crosslinguistische Grammatikforschung und Korpus-Recherche kombiniert. Da in der Forschung Form-Frequenz-Korrespondenzen weitgehend vernachlässigt wurden, leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zum Verständnis natürlicher Sprache.Der technologische Output des Projekts ist eine Analyse-Software, die zum Test der Hypothesen verwendet wird. Die Software ermöglicht die Anwendung von Entropie- und probabilitätsbasierten Methoden. Dieser Projektteil umfasst nicht nur Programmierung, sondern auch Durchführung von Tests und die Interpretation der Testergebnisse und trägt somit essentiell zur Theoriebildung, i.e. zu einem besseren Verständnis der Vorhersagbarkeit von Kodierungsasymmetrien bei. Der Forschungsausblick ist die Einbeziehung von Formalismen wie stochastische Optimalitätstheorie (Bresnan et al. 2001) oder evolutionäre Spieltheorie (Jäger 2007) als erklärende Modelle.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Martin Haspelmath