Detailseite
Projekt Druckansicht

Frühneuzeitlicher Orienthandel und siebenbürgisch-sächsische Identitätsbildung. Die osmanischen Teppiche der evangelischen Stadtkirche in Bistritz/Bistrita (Rumänien) im Germanischen Nationalmuseum

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 354985025
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Trotz der mangelhaften Quellenlage wurden einige Fragen zur handelsgeschichtlichen Situation der Stadt Bistritz in der Frühen Neuzeit geklärt, die insbesondere für den siebenbürgischen Binnenhandel eine größere Rolle spielte. Zum privaten Besitz von Teppichen konnte mit den städtischen Teilungsbüchern eine bislang kaum beachtete Archivaliengruppe ausgewertet werden. Zur Verwendung der Teppiche in den lutherischen Kirchen wurden Fehldeutungen widerlegt, etwa die Behauptung, die Teppiche hätten nach den Bilderstürmen der Renaissance kahle Wände geschmückt oder markierten eine symbolische Unterwerfung islamischer Objekte durch die Präsentation im sakralen Raum. Die große Bedeutung, die die Kirchenteppiche im frühen 20. Jahrhundert für die siebenbürgischsächsische Identität erlangt haben, wurde ausführlich herausgearbeitet. Ein wichtiges Ergebnis aller Bereiche des Forschungsprojekts besteht darin, dass sehr viel weniger Thesen belegbar sind, als es den Anschein macht. Insbesondere Datierungen und Herstellungsräume müssen großzügiger angegeben werden als bislang üblich. Deshalb trägt die kunst- und kulturhistorische sowie kunsttechnologische Erschließung einer wichtigen Sammlung mit transparenten Daten zu einer Verwissenschaftlichung des Forschungsstandes bei und leistet somit für weitere Forschungen wichtige Dienste. Bei der Planung des Projekts nicht recht absehbar war die erforderliche Mühe, um noch existierende Schriftquellen an den unterschiedlichen heutigen Archivstandorten aufzuspüren, wo sie zum großen Teil nur rudimentär verzeichnet wurden. Mit den verschollenen Bistritzer Zollregistern fehlt eine wichtige Quellengattung für die handelsgeschichtlichen Aspekte. In den Unterlagen der Kirchengemeinde fanden sich keine Hinweise auf einzelne Objekte. Die kunsthistorische und kunsttechnologische Analyse musste mit einer überraschenden Menge an falschen Behauptungen in der Teppichliteratur umgehen, weshalb das übliche Vorgehen, die Untersuchungsobjekte mit bereits publizierten Teppichen zu vergleichen, nur bedingt funktionierte. Das Forschungsprojekt wurde insbesondere von der Gemeinschaft der in Deutschland lebenden Nordsiebenbürger Sachsen mit Interesse aufgenommen, und es erschienen mehrere Berichte in den einschlägigen Medien, zuletzt mehrere Artikel in: Wir Nösner. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Bistritz und des Nösnerlandes. Wiehl-Drabenderhöhe, Nürnberg 2020, S. 48–54, 64–66. – Die Bistritzer Kirchenteppiche – Geschichte, Gegenwart und Zukunft. In: Welser Nachbarblatt 16, Dezember 2020, S. 11–15.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Rugs as Transottoman Commodities: The History of a Rug from Uşak. In: rkadiusz Blaszczyk, Robert Born, Florian Riedle(Hrsg.): Transottoman Matters Objects Moving through Time, Space, and Meaning. Göttingen : V&R unipress
    Stephanie Armer, Eva Hanke, Anja Krege
    (Siehe online unter https://doi.org/10.14220/9783737011686.219)
  • Die anatolischen Teppiche der evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Bistritz/Bistriţa (Rumänien). Nürnberg 2023
    Anja Kregeloh (Hrsg.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1194)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung