Nebelklima und Epiphytendiversität des tropischen Tieflandnebelwaldes in Französisch Guyana
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Eine hohe Artenvielfalt, Abundanz und Biomasse von Epiphyten ist bisher v.a. für den tropischen Bergregenwald (>2000 m) bekannt, nicht aber für den tropischen Tieflandregenwald (LRF). In Tiefland-Tälern Französisch Guyanas konnten allerdings während Vorexpeditionen dem Bergregenwald ähnliche Größenordnungen von Epiphyten gefunden werden, sodass von einem neuen Tieflandnebelwald-Typ (LCF) ausgegangen werden musste. Das Forschungsprojekt hatte daher zum Ziel, die Existenz diese Wald-Typs von botanischer Seite an verschiedenen Orten Französisch Guyanas systematisch zu untersuchen und seine mögliche Klimasteuerung durch entsprechende Messungen zu belegen. Die botanischen Analysen haben die Hypothese der Existenz des LCF vollumfänglich bestätigt. Es hat sich gezeigt, dass der LCF gegenüber dem LRF durch die 2.5 fache Diversität von Blaualgenflechten, ein exzellenter Indikator für feuchte Habitate, gekennzeichnet ist. Für Lebermoosarten ergibt sich im LRF eine dreimal höhere Artenzahl, wobei 20 Lebermoosarten als klarer Indikatoren für den LCF herausgearbeitet werden konnten. Auch die Diversität und Abundanz der Hautfarne sowie die epiphytische Biomasse sind im LCF signifikant höher. Bezogen auf die klimatische Steuerung konnten den Habitaten LCF und LRF eindeutige mikroklimatische Unterschiede attestiert werden, die den botanischen Ergebnissen entsprechen. Entgegen den Erwartungen konnte gezeigt werden, dass sich auch in den feuchten Tieflandtropen mit geringer topographischer Komplexität regelmäßig nächtliche Kaltluftabflüsse ausbilden. Diese führen in den Tälern zur nächtlichen Nebelbildung über den Baumkronen, wobei der gebildete Nebel bis 10-11 Uhr persistent ist. Der Nebel liefert einerseits (v.a. in der Trockenzeit) Flüssigwasser durch feuchte Deposition, andererseits verzögert er den trocknenden Einfluss der starken Solarstrahlung. Im Effekt ist das Sättigungsdefizit und damit der Trockenstress für Epiphyten insbesondere im Kronenraum des LCF deutlich geringer, als im LRF, der auf den Randhöhen der Täler weniger als 200 m höher zu finden ist. Eine Auswertung von Satellitendaten zeigt (wie auch die visuellen Beobachtungen vor Ort), dass die Nebelverbreitung und damit der LCF auf Talsenkenstrukturen begrenzt ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2009). A protocol for sampling vascular epiphyte richness and abundance. Journal of Tropical Ecology 25: 107-121
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Gradstein, S.R., Obregon, A., Gehrig, C. & Bendix, J.
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Obregón, A., Gehrig-Downie, C., Gradstein, S.R., Rollenbeck, R., Bendix, J.
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(2011). Epiphyte Biomass and Canopy Microclimate in the Tropical Lowland Cloud Forest of French Guiana. Biotropica 43(5): 591-596
Gehrig-Downie, C., Obregón, A., Bendix, J., Gradstein, S.R.
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(2012). Midday dew – an overlooked factor enhancing photosynthetic activity of corticolous epiphytes in a wet tropical rain forest. New Phytologist
Lakatos, M., Obregon, A., Büdel, B. & Bendix, J.