Detailseite
Transatlantische Ideenzirkulation und Ideentransformation: Die Wirkung der Aufklärung in den neueren frankokaribischen Literaturen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Gisela Febel; Professor Dr. Ralph Ludwig; Privatdozentin Dr. Natascha Ueckmann
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Geschichte der Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Geschichte der Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 338786775
Mit der transatlantischen Perspektive zur Wirkung der Aufklärung in der französischsprachigen Karibik rücken wir das Thema der globalisierten Wissenszirkulation ins Zentrum eines internationalen Dialogs. Eine neue gesellschaftliche Relevanz für Europa gewinnen diese Überlegungen vor dem Hintergrund seiner wachsenden kulturellen und sprachlichen Diversität, in der eine aktuelle transkontinentale Aufklärungsforschung Verständnis und möglicherweise Lösungsvorschläge bereitstellen kann. Grundannahme ist: Die europäische Aufklärung hat ihr revolutionäres Potenzial nicht nur in den Dekolonisierungsbewegungen seit dem frühen 19. Jahrhundert entfaltet, sondern sie wirkt auch heute jenseits von Europa und beeinflusst die politische und kulturelle Entwicklung postkolonialer Gesellschaften. Aufklärerische Ideen wurden und werden jedoch nicht einfach übernommen; vielmehr führ(t)en Zirkulation dieser Konzepte zu besonderen Adaptationen und Modifikationen, die wir anhand der neueren frankokaribischen Literaturen untersuchen wollen. Ein besonderer Fokus liegt auf den letzten drei Jahrzehnten, in denen sich ein Re-Import der karibischen Kulturtheorien, Episteme und Literaturen nach Europa beobachten lässt, der zu einer Neubewertung der Aufklärung führen kann. Es wird pointiert dreierlei gefragt: 1. Welche neo-aufklärerischen Episteme entwirft die frankokaribische Literatur heute, auch in Abgrenzung zur frankokaribischen Rezeption des 19. Jahrhunderts und zum Spanish American Enlightenment? 2. Inwiefern unterscheidet sich die Ideenzirkulation in den Überseedepartements (Martinique, Guadeloupe, Guyane), also des karibischen Europas, von jener des seit 1804 unabhängigen Haiti?3. In welcher Weise wirkt eine solcherart anthropologisch und literarisch transformierte Aufklärung von der Karibik nach Europa zurück? Unser Projekt ist in vier Arbeitsbereiche unterteilt: Neue Humanismen, Transformationen der Erkenntnistheorie, der Wissensorganisation und der Glaubensformen. In der transatlantischen Beziehung Europa-Karibik sind die von den frankokaribischen Literaturen vorgeschlagenen neuen Entwürfe von universalem Menschsein und Kosmopolitismus zentral. Aber auch die Dynamiken der Erkenntnistheorie als einer Evidenz- und Klarheitssemantik mit ihren speziellen Transformationen sowie die Speicherungsformen von Wissen und die synkretistisch-magischen Glaubensformen in den Erzählungen und deren Beziehung zur Aufklärung stehen im Mittelpunkt des Projekts. Da die Zirkulation des aufklärerischen Denkens nicht nur als Ideentransfer zu verstehen ist, wollen wir auch deren Eindringen in die Praxis der Sprache und die Strukturen des Schreibens verfolgen, um die konzeptuellen wie unbewussten Wirkungen der Aufklärung an die Oberfläche zu bringen, von direkten Zitierungen der Lumières bis hin zu den kreolischen Verschiebungen und Subversionen. Daher erscheint uns eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von literatur-, sprach- und kulturwissenschaftlichen Forschern unumgänglich.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Raphael Confiant; Professor Dr. Daniel Fulda; Professorin Dr. Kerstin Knopf; Professor Christophe Martin