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Kommunikative Konstruktion von Rändern der Sozialität: Der fragile Umgang mit Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 328202917
 
Ränder der Sozialität sehen wir in erster Linie als dadurch konstituiert an, dass bestimmte Menschen auf bestimmte Weise von anderen als randständig etikettiert werden. In zweiter Linie bestimmen wir Ränder der Sozialität über spezifische räumliche Verortungen, nämlich dann, wenn besagte Menschen vorzugsweise an bestimmten Orte bzw. Stätten zu finden sind. Konkret befassen wir uns mit Menschen mit schwer(st)en Entwicklungsstörungen im Autismus-Spektrum. Exemplarisch wird das Fraglichwerden von Kommunikation und die damit einhergehende Konstruktion von nicht-kommunikativen Anderen bei Menschen mit schwerer autistischer Störung untersucht. In diesem Untersuchungsfeld treffen im alltäglichen Sinne kommunikationskompetente Menschen auf andere, deren kommunikative Performanz bei ersteren nicht selten erhebliche Zweifel daran weckt, ob diese anderen so sind wie sie, ob sie die Welt ähnlich wahrnehmen wie sie und ob sie vergleichbare Bedürfnisse haben. Eben diese aus Irritationen von Kommunikationserwartungen resultierenden Ungewissheiten lassen das Gegenüber als fremdartig erscheinen und weisen den Umgang mit ihm als Randgebiet der Sozialität aus. Dieser Umgang schließt für die einschlägig involvierten professionellen Akteure (Mediziner, Therapeuten und Pflegepersonal) ebenso wie für die An- und Zugehörigen zwangsläufig immer auch mit ein, ihr Handeln in Therapie-, Pflege- und Betreuungssituationen als kommunikativ intendiert und ggf. als mit der Erwartung sinn-entsprechender Reaktionen des Gegenübers verbunden, gegenüber Dritten und sich selbst zu plausibilisieren. Insgesamt geht es uns also um die Rekonstruktion von Arten und Weisen a) der Konstitution von Zweifeln am Statthaben von Kommunikation, b) des Umgangs mit bzw. der Überwindung von diesen Zweifeln, c) der Bewältigung von Problemen der Kommunikation mit als nicht-kommunikativ etikettierten Anderen und d) der kommunikativen Plausibilisierung solcher Problembewältigungen und damit der Konstruktion sekundärer Sozialität bzw. Normalität.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Bernd Langhorst
 
 

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