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Die geschriebene Stadt. Das Wissen städtischer Inschriften in der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 327545118
 
Betrachtet man die zeitgenössischen Überreste frühneuzeitlicher Städte, so fällt auf, dass zahlreiche Texte das Stadtbild prägten. Neben ephemerer Schriftlichkeit gehören hierzu Inschriften auf unterschiedlichen immobilen Trägern innerhalb der Stadt; eine Praxis, die auf dem Gebiet des Alten Reiches sowie in anderen europäischen Ländern verbreitet war. In den Inschriften wurden materialisierte Aussagen angeeigneter Wissensbestände artikuliert und in den Stadtraum eingeschrieben. Das Projekt nimmt einerseits die Funktionen solcher Inschriften, andererseits die Historizität der darin materialisierten Aussagen in den Blick, um zu ermitteln wie spezifische an Objekte gebundene Wissensbestände Wirklichkeit konstituieren und Bedeutung wirkmächtig generieren. Dem liegt die Vorstellung von der Stadt als Text und von städtischen Inschriften als Form kultureller Sinnstiftung zugrunde. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der ordnungsstiftenden Funktion von Inschriften in Raum und Zeit in einer vermeintlich unübersichtlichen Stadt geschenkt. Auf diese Weise tritt die Stadt als Erfahrungs- und Wahrnehmungsraum (mental map) in den Fokus der Untersuchung. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, welche Rolle das Medium Inschrift und dessen spezifische Materialität im Prozess städtischer Bedeutungsgenerierung spielte. Ziel ist die Entschlüsselung des internen wie externen Verweissystems städtischer Inschriften, sprich ihres zeitgebundenen urbanen Codes. Die empirische Basis der Untersuchung bilden vier Städte verschiedenen Typs aus dem Nordwesten und Süden des Alten Reiches, die vergleichend analysiert werden. Ein solcher Vergleich trägt ebenso der Spezifik unterschiedlicher Städtelandschaften wie auch den überregionalen Ähnlichkeiten Rechnung. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über den Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit mit deutlichem Fokus auf die frühneuzeitliche Stadt (ca. 1450-1650/70), um so aber gleichsam Kontinuitäten und Brüchen nachzuspüren. Methodisch knüpfe ich mit dem Projekt an die Praxeologie an, die eine essentialistische, rein textimmanente Interpretation der Befunde verhindert und sich stattdessen auf das Zusammenspiel von Praktiken, impliziten Wissensordnungen, expliziten Aussagesystemen und Materialität fokussiert. Das große Innovationspotential des beantragten Projektes basiert auf der Verknüpfung verschiedener kulturwissenschaftlicher Ansätze. Insbesondere mit der Anwendung von Ideen der urban semiotics auf einen historischen Untersuchungsgegenstand und der Verbindung mit der Praxis-Theorie betritt das Projekt Neuland. Ein eher klassischer Gegenstand wie die vormoderne Stadt wird auf diese Weise neu perspektiviert sowie eine kaum berücksichtigte Quellengattung und deren mediale und materielle Implikationen erstmals unter kulturwissenschaftlichen Fragestellungen systematisch analysiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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