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Autonome integrierte Kraft- und Drehmomentsensorik für festsitzende kieferorthopädische Apparaturen

Fachliche Zuordnung Mikrosysteme
Förderung Förderung von 2007 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 32438314
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass zahlreiche wissenschaftliche Ergebnisse des Projekts erst durch die interdisziplinäre Kooperation der drei beteiligten AGs erarbeitet werden konnten. Dazu gehören unter anderem folgende Punkte: Ein wesentlich besseres Verständnis davon, wie rekordkleine Kraft/Drehmomentsensormodule zu konstruieren sind. Die entwickelten Sensormodule ermöglichen die Extraktion stabiler, sauber voneinander getrennter Messwerte für die sechs interessierenden mechanischen Größen. - Wesentliche Fortschritte im Entwurf und Betrieb von CMOS-Chip-Systemen, die für diese mechanische Messaufgabe maßgeschneidert sind. Gleichzeitig wurden die Systeme mit Komponenten für den telemetrischen Betrieb ausgestattet. Dieses Ziel konnte nur durch innovative Entwurfskonzepte erreicht werden. - Die Entwicklung eines neuen Betriebskonzepts für piezoresistive Sensoren auf der Basis von Feldeffekttransistoren. Das neue Prinzip ermöglicht eine Erhöhung der Empfindlichkeit um einen Faktor 10. - Die Entdeckung eines neuen, breit anwendbaren Kalibrierprinzips (sogenannte halbblinde Kalibrierung). Dieses ermöglichte die Elimination von Quersensitivitäten aus Multisensorsystemen trotz einer wesentlich vereinfachten Kalibrierprozedur. - Die Entwicklung eines Verstärkers mit digitaler Unterstützung. Durch die digitale Regelung der analogen Verstärkung kann der dynamische Messbereich erweitert werden, wodurch die Charakteristika des Gesamtsystems besser sind, als es die verwendeten Einzelkomponenten erwarten lassen würden. - Die Etablierung grundlegender Daten zur Verbundfestigkeit verschiedener (biokompatibler) Materialkombinationen, welche zukünftigen Projekten als Basis dienen können. - Mit dem in diesem Projekt entwickelten multifunktionalen Messaufbau konnten klinisch direkt verwertbare Daten über die von herausnehmbaren und festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen auf die Einzelzähne applizierten Kraft-/Drehmomentsysteme erhoben werden. - Es wurde ein komplett mit Smart Teeth ausgestattetes Gebiss (sog. Smart Dentition) aufgebaut, mit welchem die derzeit angewandten kieferorthopädischen Behandlungskonzepte auf Einzelzahnniveau evaluiert werden können. Hieraus sind zahlreiche weitere Studien zu erwarten. - Mit der Smart Dentition, kombiniert mit der ebenfalls in diesem Projekt entwickelten benutzerfreundlichen Visualisierungssoftware, steht der kieferorthopädischen Weiterbildung ein innovatives Tool zur Verfügung, mit welchem die angehenden Kieferorthopäden das praktische Handling der Apparaturen mit objektiven Kraft-/Drehmoment-Feedback erlernen können. Das Projekt sorgte sowohl für einige negative als auch positive Überraschungen: Das Ziel des telemetrischen Betriebs von intelligenten Brackets mit klinisch kompatiblen Abmessungen erwies sich als für die Projektlaufzeit zu ambitiös. Die Übertragungsdistanz zwischen Erreger- und Empfängerspule blieb trotz intensiver Anstrengungen auf einige Hundert µm beschränkt, was für die Anwendung am Patienten aufgrund der Dicke kieferorthopädischer Brackets von 2-3 mm nicht genügt. In neuesten, noch unveröffentlichten Untersuchungen konnte jedoch der kontaktfreie telemetrische Betrieb eines vollständig aufgebauten Smart Brackets über eine Distanz (zwischen Slotbereich und Erregerspule) von ca. 1 mm demonstriert werden. Als äußerst positiv sehen wir das Konzept der intelligenten Dentitionen auf der Basis von intelligenten Zähnen. Es gelang uns, solche Zähne mit mechanischer Messfunktion dank der im Rahmen des Projekts entwickelten Sensorchips aufzubauen und über drei Generationen hinweg zu optimieren. - Völlig überraschend war die Entdeckung der halbblinden Kalibrierungsmethode, welche auf den ersten Blick dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheint. Ihre Wirkungsweise konnte jedoch mathematisch und experimentell stichhaltig nachgewiesen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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