Detailseite
Zum Einfluss von Domestikation auf Lernverhalten und kognitive Fähigkeiten bei der Ziege (Capra hircus): Auswirkungen von langfristigem kognitivem Training auf die Haltung und das Wohlbefinden von Nutztieren
Antragsteller
Dr. Jan Langbein
Fachliche Zuordnung
Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323580261
Kognitionstests sind ein wichtiges Werkzeug bei der vergleichenden Untersuchung von kognitiven Fähigkeiten von Wild- und Nutztieren. Veränderungen im Verhalten und in kognitiven Fähigkeiten von Tieren, die sich im Verlaufe der Domestikation manifestiert haben, können so vergleichend analysiert werden. Nutztiere sind Bedingungen ausgesetzt, die eine nur eingeschränkte Realisation des arteigenen Verhaltens zulassen, was zu Langeweile, Stress und Frustration führen kann. Während positive Effekte von struktureller Umweltanreicherung für Nutztiere nachgewiesen wurden, gibt es nur wenige Studien, die sich mit kognitivem Training zur Umweltanreicherung und möglichen positiven Effekten für das Wohlbefinden auseinandersetzen. Im Forschungsprojekt sollen an Ziegen (Capra hircus) folgende Themen untersucht werden: (1) Veränderungen der Lernleistung und -flexibilität sowie kognitiver Fähigkeiten im Verlaufe der Domestikation; (2) die Fähigkeit zum sozialen Lernen von Artgenossen oder Menschen; (3) die intrinsische Motivation zur Beschäftigung mit kognitiven Herausforderungen und der Einfluss von kognitiven Training auf Stressreaktivität, Verhaltensflexibilität und Wohlbefinden. Versuchstiere im Projekt sind Wildziegen und zwei domestizierte Ziegenrassen mit unterschiedlichem Zuchtziel (Hochleistungsmilchziege bzw. Fleischziege für die Bewirtschaftung von extensiven Standorten). Zum Erreichen der Projektziele werden wir in zwei Arbeitspaketen (Workpackages, WP) das visuelle Diskriminierungslernen und die Flexibilität des Lernverhaltens sowie die Fähigkeit, verschiedene kausale und soziale Stimuli zu nutzen, untersuchen (WP I und II). Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Mensch-Tier Beziehung und dem Einfluss der Domestikation. In einem weiteren WP (III) werden wir den Einfluss des Zuchtziels und des vorangegangenem kognitiven Trainings auf die Fähigkeit zum sozialen Lernen von (a) erfahrenen Ziegen oder (b) vom Menschen analysieren. Schließlich untersuchen wir die intrinsische Motivation von domestizierten Ziegen, sich mit kognitiven Herausforderungen auseinanderzusetzen und inwieweit sich langanhaltende kognitive Stimulation der Tiere positiv auf ihre Verhaltensflexibilität, das Wohlbefinden und die Mensch-Tier-Beziehung auswirkt (WP IV). Durch die Wiederholung der Versuche an zwei Forschungsstandorten unter vergleichbaren Haltungsbedingungen kann die externe Validität der Resultate erheblich gesteigert werden.Die Ergebnisse des Projektes sollen am Beispiel der Ziege vergleichende Erkenntnisse liefern, inwieweit die Domestikation generell, und spezifische Zuchtziele im Besonderen, die Lern- und kognitiven Fähigkeiten von Tieren verändert haben. Ein vertieftes Verständnis der kognitiven Fähigkeiten und Ansprüche von Nutztieren ist die Voraussetzung für eine artgerechtere Konzeption von Haltungsbedingungen in der Zukunft unter Berücksichtigung geeigneter kognitiver Herausforderungen, so wie es bei Zootieren bereits seit längerem realisiert wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Partnerorganisation
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Mitverantwortlich(e)
Dr. Nina Keil