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Beurteilung und Therapie der propriozeptiven Funktion nach einem Schlaganfall und ihre Verbindung zur motorischen Erholung
Antragsteller
Professor Joachim Liepert
Fachliche Zuordnung
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323579831
Vieles deutet darauf hin, dass somatosensorische Defizite infolge Schlaganfall, vor allem die der Propriozeption, eine ungünstige Prognose für die Rehabilitation der Handfunktion bedeuten. Jedoch genießen diese Defizite bislang in Forschung und Klinik kaum Aufmerksamkeit, da der Fokus auf motorischem Training liegt. Dabei spielt Propriozeption beim Greifen und Manipulieren von Objekten eine kritische Rolle, mit starkem Einfluss auf die Fähigkeit, Alltagsaktivitäten als Schlaganfallpatient unabhängig auszuführen. Ein wichtiges Hindernis für die Therapie beeinträchtigter Sensomotorik dürfte die mangelnde Qualität klinischer Assessments und deren seltene Anwendung in der Praxis sein.Wir wollen eine Reihe an schnell erfassten, quantitativen, sensitiven, roboterassistierten Maße der Handfunktion entwickeln und validieren, um anschließend an Schlaganfallpatienten die Propriozeption und ihre Verbindung zu Motorik und Sensomotorik zu erforschen. Retest-Reliabilität und Übereinstimmungsvalidität sollen in Beobachtungsstudien mit subakuten Schlaganfallpatienten festgestellt werden. Die Werte der neuen Metriken werden hierbei mit denen existierender klinischer und neurophysiologischer Skalen korreliert und mit normativen Daten von altersangepassten gesunden Probanden verglichen. Um das klinische Potential der validierten Maße zu demonstrieren und neue Erkenntnisse bezüglich der Koevolution und gegenseitigen Abhängigkeit von Propriozeption und Motorik in ihrer jeweiligen Genesung zu generieren, sollen die Maße in einer longitudinalen Beobachtungsstudie an 50 subakuten Patienten erfasst werden.Auf Basis der Ergebnisse wollen wir adaptive, roboterassistierte, assessmentgetriebene Therapieübungen entwickeln, die eine optimal herausfordernde, intensive, propriozeptive Therapie als Ergänzung zur konventionellen Therapie ermöglichen. In einer Pilotstudie mit 15 subakuten Schlaganfallpatienten soll das geplante Therapiekonzept auf Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit überprüft und der Weg für weitere systematische randomisierte kontrollierte Studien bereitet werden. Wir gehen davon aus, dass unser Ansatz zu einer schnelleren und vollständigeren Besserung der Handfunktion - eine der Hauptursachen für Behinderung im Erwachsenenalter - führen wird, indem sowohl somatosensorische und motorische Genesung gefördert werden.Die Erforschung dieser Thematik ist wichtig, weil sie zu einem besseren Verständnis der Prävalenz von propriozeptiven Defiziten und deren Effekt auf sensomotorische Rehabilitation führt und gleichzeitig objektive Werkzeuge für eine schnelle Beurteilung der Sensomotorik liefert. Die entwickelten Methoden versprechen eine genauere Prognose und Stratifikation, sowie neue Therapiewege für die Rehabilitation von Propriozeption. Dieses Projekt ist ein erster, wichtiger Schritt in Richtung propriozeptiver Therapie, die auf kontinuierlichen, automatisierten Beurteilungen beruht, welche sowohl in Kliniken als auch zu Hause durchgeführt werden könnten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr.-Ing. Roger Gassert