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Standards 2.0? Livelihoods indischer Kleinbauern zwischen globalen und heimischen Wertschöpfungsketten für biologische und fair gehandelte Nahrungsmittel

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320975421
 
Kleinbauern gelten als das Rückgrat von Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Gegenstand aktueller wissenschaftlicher Debatten, auch im Bereich der Wirtschafts-geographie, sind dabei insbesondere die Auswirkungen der Globalisierung landwirtschaftlicher Nahrungsmittelproduktion für Kleinbauern. Wichtige Themen aktueller Arbeiten sind dabei die Steuerung von Wertschöpfungsketten (WSK), Zugangsbedingungen zu Märkten sowie die Vor- und Nachteile der Integration für Kleinbauern. Besonders die zunehmende Rolle der Regulierung durch Standards und Zertifizierungssysteme, einschl. privater Lebensmittelstandards, hat in letzter Zeit Beachtung gefunden. Damit einher geht die Frage, ob diese Standards eine Barriere für Kleinbauern im Globalen Süden darstellen und eine Verbesserung der Lebensgrundlagen behindern, oder ob sie Produkt- und Prozessoptimierungen auslösen können (Exklusionsdebatte). Ein häufiges Argument ist, dass alternative Vermarktungsstrategien, wie etwa der Verkauf biologischer oder fair produzierter Ware, die Lebensgrundlagen der Kleinbauern verbessern können, da die Erzeugnisse höhere Margen erzielen. Die Herstellung von Bio- und Fair Trade-Produkten im Globalen Süden war ursprünglich export-orientiert, angetrieben durch steigende Nachfrage in Ländern des Globalen Nordens. Entwicklungen der letzten Jahre jedoch deuten darauf hin, dass die Märkte für diese Art von Produkten auch im Globalen Süden wachsen, vor allem in den sog. BRICS-Staaten, angetrieben durch veränderte Nachfragestrukturen bei der wachsenden Mittel- und Oberschicht. Dies könnte bedeuten, dass zuvor für den Export produzierte Ware nun umgeleitet oder erhöht wird, um lokale Nachfrage zu bedienen. Diesem neueren Phänomen ist bisher wenig Beachtung in der Wissenschaft geschenkt worden. Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Forschungslücke zu schließen. Ein Kernargument ist, dass die mögliche Um- oder Neuorientierung von Kleinbauern von Export- zu lokalen Märkten ein relevantes Untersuchungsobjekt darstellt, sowohl in Bezug auf sich verändernde Lebensgrundlagen auf Haushalts- und Gemeindeebene, als auch die Steuerung von WSK. Als empirisches Beispiel dient Indien, wo kleinbäuerliche Landwirtschaft das Agrarsystem dominiert. Gleichzeitig kann ein zweistelliges Wachstum im Bio-Markt beobachtet werden, für Fair Trade wird es antizipiert. Das konzeptionelle Ziel der Arbeit soll sein, fruchtbare Verknüpfungen zwischen (globalen) WSK-Ansätzen mit Livelihood- und Convention Theory-Konzepten aufzuzeigen. Auf praktischer Ebene sollen die relativen Vorteile der Zugänge zu und Teilnahme an nationalen vs. export-orientierten Ketten, von denen unterschiedliche Qualitätsanforderungen und Steuerungsmechanismen angenommen werden, für die Lebensgrundlage von Kleinbauern analysieren. Durch die Untersuchung von Kleinbauern in Bio als recht etabliertem Markt und Fair Trade als neuere Bewegung können Dynamiken zu verschiedenen Phasen von Marktreife verglichen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Indien
Kooperationspartnerin Dr. Sucharita Sen
 
 

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