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Angst bei Multipler Sklerose: Psychoneurobiologische Mechanismen, klinische Bedeutung, und Bezug zu anderen Stress-bezogenen neuropsychiatrischen Syndromen

Fachliche Zuordnung Biologische Psychiatrie
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320333215
 
Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Demyelinisierung, axonalen Schäden und Neurodegeneration führt. Neben zentralen neurologischen Symptomen (z.B. visuelle, motorische, oder kognitive) gehören neuropsychiatrische Syndrome wie Stresserkrankungen, Depression und Angst zu den häufigsten komorbiden Störungen bei MS. Dabei konnten einige Studien kürzlich Einblicke in neurobiologische Mechanismen vermitteln, die Stress und Depression mit MS verknüpfen. Beispielsweise konnten wir in dem Vorgängerprojekt des hier vorgeschlagenen Projekts zeigen, dass Stress-induzierte Hirnaktivität mit Hirnatrophie, pyramidalmotorischen und kognitiven Symptomen bei MS in Bezug steht. Andere Studien zeigen, dass die Teilnahme an einem Stressmanagementprogramm das Auftreten neuer inflammatorischer Hirnläsionen reduzieren und dass Psychotherapie zur Behandlung von Depression proinflammatorische Zytokine und klinische Erkrankungsschwere reduzieren kann. Ganz anders bei Angst: obwohl epidemiologische Studien nahelegen, dass Angst i.S. ihrer hohen Prävalenz und engen Verknüpfung mit neurologischen Symptomen und reduzierter Lebensqualität von vergleichbarer Bedeutung ist wie Depression, und obwohl eine große Zahl psychiatrischer Studien neuronale Mechanismen der Angst bei Personen ohne MS erforscht hat, ist so gut wie nichts über diese Faktoren bei MS bekannt. Das ist aus zwei Gründen überraschend. Erstens überlappt das räumliche Verteilungsmuster der Atrophie grauer Substanz bei MS stark mit Arealen, die in psychiatrischen Studien mit Personen ohne MS als Regionen identifiziert wurden, die zur Emotionsverarbeitung und Angst beitragen - was eine fundamentale biologische Verknüpfung von MS und Angst nahe legt. Zweitens haben Bildgebungsstudien gezeigt, dass bestimmte Aktivitätsmuster in diesen Arealen Behandlungserfolg bei Angstpatienten (ohne gleichzeitige MS) vorhersagen. Daher verspricht eine gründliche Untersuchung dieser Mechanismen möglicher Weise zur Optimierung zukünftiger Behandlungsstrategien von klinisch relevanter Angst bei MS beizutragen. Folglich schlagen wir ein MS-Forschungsprojekt zur Untersuchung neuronaler Grundlagen dreier Prozesse vor, die bei Personen ohne MS mit der Entwicklung und Aufrechterhaltung klinisch relevanter Angst im Zusammenhang stehen: Generalisierung von Furcht, Extinktion von Frucht und Verarbeitung allgemeiner affektiver Stimuli. Diese Prozesse sollen bei MS-Patienten mit und ohne klinisch relevante Angst und bei gesunden Kontrollpersonen mit Aufgaben-basierten fMRT Paradigmen untersucht werden. Durch diesen umfassenden Forschungsansatz wird es erstmalig möglich, psychobiologische Mechanismen der Angst bei MS aus einer Perspektive systemischer Neurowissenschaften zu betrachten, das Zusammenwirken dieser Mechanismen mit der Neuropathologie der MS zu untersuchen, sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Mechanismen zu denen von anderen neuropsychiatrischen Syndromen zu untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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