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Fragmentkonstellationen: Periodisierte und serialisierte Fotografie (1845-1910)
Antragsteller
Professor Dr. Jens Ruchatz
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
Wo schriftgebundene Formen der Journalliteratur untersucht werden, drängt sich die Fotografie zum einen als Kontrastfolie auf, insofern Fotografien von Beginn an zwar seriell und periodisch publiziert werden, dabei aber einer schriftgebundenen Formaten entgegengesetzten Logik folgen. Zum anderen fungiert die Fotografie als paratextueller Partner (inter-medial wie inter-textuell), der im Zeitschriftenlayout simultane Konstellationen mit schriftgebundenen Texten eingeht. Fotografie wird in Spannung zu sprachlichen Texten gesehen, insofern fotografische Bilder - anders als im Medium Schrift gebildete Texte (anders auch als traditionelle Bilder) - als Fragmente, als aus dem Raum-Zeit-Kontinuum herausgezogene Schnitte gelten. Das Ziel des Teilprojekts besteht darin, das Medienformat des Journals als spezifische Form der De-Fragmentierung zu charakterisieren, die sich z.B. von künstlerischen Strategien durch den Akzent auf Quantität unterscheidet. Das Format des Journals wirkt so auf die Fotografie gerade nicht fragmentierend, sondern als Zusammenhang herstellend: zum einen 'binnenmedial', wenn fotografische Bilder sequentiell wie simultan serialisiert werden, so dass Konstellationen fotografischer Bilder untereinander entstehen; zum anderen intermedial, wenn Schrift, Schriftbild (Typographie) und verschiedene Bildmedien zueinander in Beziehung treten und eine Pluralität von Sinnangeboten eröffnen. Daher strebt das Projekt in zwei Richtungen, um zum einen herauszuarbeiten, welche Zusammenhänge das Format des Journals Fotografien gewährt, und zum anderen aufzuzeigen, wie sich die illustrierten Journale mit dem Aufkommen der neuen, tech¬nischen Bildform wandeln. Durch formale und semantische Analyse sollen die für das Journal typischen Konstellierungen von Fotografien historisch, generisch und ländervergleichend (Deutschland, Frankreich, Großbritannien) differenziert werden, indem technikbasiert zwei Phasen unterschieden werden. Für die Jahre von 1845 bis 1880 werden zu Serien zusammengestellte Fotografien untersucht, die oft als sogenanntes Lieferungswerk im Abonnement vermarktet werden und zwischen Buch und Journal oszillieren (wie z.B. Talbots The Pencil of Nature). Insbesondere Reise- und Porträtfotografien werden in periodisierter Form und mit Textbeigaben publiziert. Mit der Autotypie, die sich als Verfahren, Text und Fotografie gemeinsam zu drucken, von 1880 bis ca. 1910 durchsetzt, etabliert sich die Fotografie als Standard der Journalillustration. Für beide Phasen gilt es die charakteristischen sinnstiftenden Strategien herauszuarbeiten, die sequentiell zwischen den Zeitschriftennummern (etwa typische Rubriken), simultan auf der Zeitschriftendoppelseite (etwa in Bildmontagen und mosaiken) genutzt werden. Analytisch zu sichern ist, ob die Fotografie im Kontext der Zeitschrift ihre Fragmentarität ausspielt oder zurücknimmt bzw. inwiefern sie genutzt wird, um ihren Kontext zu infizieren, Texte zu schließen oder zu öffnen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen