Detailseite
Mahayana in Europa. Japanische Buddhisten und ihr Beitrag zum wissenschaftlichen Wissen über Buddhismus im Europa des 19. Jahrhunderts
Antragsteller
Professor Dr. Hans Martin Krämer
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Religionswissenschaft und Judaistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313000274
Welchen Anteil hatten japanische Buddhisten an der Wissensproduktion über Buddhismus und Religion in Europa gegen Ende des 19. Jahrhunderts? Mit der Beantwortung dieser Frage will das Projekt einen Beitrag zur Forschung über die Buddhismusrezeption in Europa leisten. Obwohl bereits wichtige Facetten dieser Rezeption (indologische Forschung, Buddhismus in der europäischen Philosophie, in jüngster Zeit Theosophie) aufgearbeitet sind, fehlt der Beitrag japanischer Buddhisten völlig. Der direkte Transfer von Wissen über den Mahayana-Buddhismus durch Japaner, die seit den 1870er Jahren in Kontakt mit europäischen Orientalisten standen, hat jedoch das europäische Bild vom Buddhismus weit mehr beeinflusst als bislang angenommen.In drei Teilprojekten soll in dem vorliegenden Projekt untersucht werden, 1) wie sich in Japan seit den 1870er Jahren eine moderne Auffassung von Buddhismus herausbildete, 2) wie diese Auffassungen von japanischen Buddhisten in Europa verbreitet wurden und 3) wie dieses Wissen über den Mahayana-Buddhismus das Bild vom Buddhismus allgemein sowie letztlich Vorstellungen von Religion in den europäischen Wissenschaften veränderte. Erst durch die innere Reform des japanischen Buddhismus unter Einfluss der Moderne entstand überhaupt der Impuls, auf Europa und die dortige wissenschaftliche Beschäftigung mit Asien zuzugehen (Teilprojekt 1). Die konkreten Mittler, d.h. japanische buddhistische Priester, traten einerseits als Schüler europäischer Orientalisten auf, wurden andererseits aber auch als authentische Experten ihrer gelebten Religion gesehen und waren nicht zuletzt eigenständige Gelehrte in ihren indigenen Wissenschaftstraditionen (Teilprojekt 2). Obwohl einzelne Quellen des Mahayana-Buddhismus bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts in europäische Sprachen übersetzt worden waren, entstand erst seit den 1860er Jahren allmählich ein Bewusstsein über verschiedene Teiltraditionen des Buddhismus in Europa; die japanischen Mittler waren ein wichtiger Akteur bei der Herausbildung eines scharf umrissenen Konzepts von "Mahayana-Buddhismus" (Teilprojekt 3).Die leitende Hypothese des Projekts insgesamt ist, dass gerade in der Entstehungsphase der Religionswissenschaft als Disziplin in Europa Kenntnisse über den Buddhismus nicht nur einseitig durch europäische Textstudien entstanden, wobei der Buddhismus als "Weltreligion" entscheidend die wissenschaftlichen Vorstellungen von Religion um 1900 prägte. Vielmehr eröffnet sich ein dynamisches Bild der Produktion wissenschaftlichen Wissens zwischen Asien und Europa mit aktiven Mittlern auch auf asiatischer Seite, das nicht gängigen Vorstellungen vom europäischen Orientalismus entspricht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen