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Trade-Offs zwischen der Vermeidung von Treibhausgasen und Climate Engineering: ein interdisziplinärer Ansatz

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Praktische Philosophie
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 311117145
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Selbst wenn Staaten weltweit es schaffen ihren Treibhausgasausstoß bis Mitte des Jahrhunderts weitmöglichst abzusenken, ist es unwahrscheinlich, dass das 1,5 °C-Ziel erreicht werden kann ohne den Einsatz von Methoden zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre, wie Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) oder Aufforstung. Der Einsatz dieser Methoden ist in den Mitigationspfaden des 1.5°C-Berichtes des Weltklimarates (IPCC 2018) bereits enthalten. In dem Bericht wird auch sogenanntes Strahlungsmanagement diskutiert, wie z. B. durch die Injektion von Aerosolen in die Stratosphäre (SAI), das zum Absenken der globalen Temperaturen eingesetzt werden könnte. Eine öffentliche Debatte über diese Methoden findet zurzeit jedoch kaum statt und sie bleiben weitgehend unbekannt. Das Projekt TOMACE, trade-offs between mitigation and climate engineering, untersuchte aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven wie Bürger:innen in Deutschland BECCS und SAI wahrnehmen. An dem Projekt waren Forscher:innen aus drei Disziplinen beteiligt, die mithilfe unterschiedlicher Methoden die öffentliche Wahrnehmung insbesondere von BECCS und SAI untersuchten: (1) die Psychologie anhand von Umfragen, (2) die Ökonomie mit Hilfe von Befragungsexperimenten und (3) die Ethik mit einem Bürgerforum. Die stilisierten Bewertungssituationen in den disziplinären Teilstudien spiegeln unterschiedliche Wissensstände über und Intensitäten in der Auseinandersetzung mit den Methoden wider; Von der Wahrnehmung von Befragungsteilnehmenden, die über wenig Wissen über die Methoden verfügen, bis hin zu einem Bürgergutachten, das auf umfangreichen Informationen und Diskussionen im Rahmen eines Bürgerforums beruhen. Erstere Situation ist vergleichbar mit dem aktuellen Informationsstand der breiten Öffentlichkeit, letztere mit partizipativen Settings wie einem Bürgerrat. Unabhängig von der Befragungsmethode waren die Teilnehmer:innen unsicher, ob sie den Einsatz von BECCS oder SAI gut heißen sollten. Diese Unsicherheit sank, wenn zusätzliche Informationen zur Verfügung gestellt wurden. Im Vergleich zu diesen Befragten waren die Mitglieder des Bürgerforums weniger bereit SAI zu akzeptieren, während die Bewertung von BECCS vergleichbar war. In allen Studien sahen wir großes Interesse an zusätzlichen Informationen über die Methoden. Informationen über SAI führten dazu, dass Teilnehmende die Notwendigkeit der Senkung der Treibhausgasemissionen stärker betonten. Außerdem bevorzugten sie Optionen, die sie als natürlicher wahrnahmen, wie Biokohle oder Aufforstung, im Vergleich zu Methoden, die sie als technisch oder als einen stärkeren Eingriff in die Natur wahrnahmen, wie BECCS oder SAI. Wir kommen zu dem Schluss, dass trotz der Befürchtung dadurch vom Ziel der Emissionsminderung abzulenken, Entscheidungsträger diese Methoden öffentlich diskutieren sollten, um zu vermeiden, dass Klimaschutzpfade eingeschlagen werden, die auf falschen Annahmen über die politische Machbarkeit der Entnahme von CO2 beruhen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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