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Industriepolitik im Dritten Reich: Das extensive und intensive Wachstum der Rüstungsproduktion während des Zweiten Weltkriegs
Antragsteller
Professor Dr. Jonas Scherner; Professor Dr. Jochen Streb
Fachliche Zuordnung
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung
Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30512631
Die vorherrschende Literatur verbindet mit der Anfang 1942 erfolgten Berufung des Architekten Albert Speers zum Rüstungsminister des Dritten Reichs den Beginn des so genannten deutschen Rüstungswunders, das heißt eines massiven Anstiegs der Rüstungsproduktion, der von einer signifikanten Steigerung der Arbeitsproduktivität begleitet wurde. Erklärt wird diese Entwicklung durch die Implementierung einer ganzen Reihe von Albert Speer zugeschriebenen industriepolitischen Maßnahmen, als deren Wichtigste der angeblich im Frühjahr 1942 erfolgte Übergang von Selbstkosten- zu Festpreisverträgen gedeutet wird. Allerdings beruhen die zur empirischen Untermauerung dieser Erklärung herangezogenen makroökonomischen Indikatoren in erster Linie auf den von Albert Speers ehemaligem Chefstatistiker Rolf Wagenführ in den 1950er Jahren veröffentlichten Daten. Mikroökonomische Daten auf Unternehmens- und Branchenebene liegen hingegen kaum oder gar nicht vor. Ziel dieses Projektes ist es, diese Forschungslücke durch die Auswertung von bis heute von der Forschung nicht zur Kenntnis genommenen Wirtschaftsprüfungsberichte zu schließen, die im Betrachtungszeitraum von der Deutschen Revisions- und Treuhand AG für diejenigen deutschen Rüstungsunternehmen erstellt wurden, die ganz oder teilweise in Staatsbesitz waren oder öffentliche Subventionen erhielten. Auf Grundlage der ermittelten Unternehmensdaten soll dann anhand von mikroökonomischen Cobb-Douglas- Produktionsfunktionen untersucht werden, inwieweit beobachtbare Produktionssteigerungen der Rüstungsunternehmen auf extensives Wachstum (Steigerung der Arbeitskräfte und der Arbeitszeit, Anstieg des Anlagevermögens) oder auf intensives Wachstum, insbesondere durch Learning-by-doing Effekte, zurückzuführen sind. Diese Ergebnisse erlauben eine mikroökonomisch fundierte Neubewertung der industriepolitischen Maßnahmen des Speer-Ministeriums.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen