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Taufbefehl und Zweifelsfälle. Die frühneuzeitliche Sakramentenverwaltung der katholischen Kirche in globalhistorischer Perspektive
Antragsteller
Dr. Gregor Klapczynski
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298741659
Die katholische Kirche ist nicht immer der global player gewesen, als der sie heute gilt. Sie ist dazu geworden. Ein entscheidender Antrieb auf diesem Weg waren die europäischen Expansionen und konfessionellen Spaltungen in der Frühen Neuzeit. Mehr denn je prallte in ihrer Folge der universale Anspruch auf Normativität, den die römische Kirchenzentrale erhob, mit der Normativität des Faktischen in vielfältigen partikularen Wirklichkeiten zusammen. Die neuartigen Herausforderungen setzten im römischen Katholizismus langfristige (Selbst-) Transformationsprozesse in Gang. In der konstitutiven Spannung von römischer Kirchenzentrale und weltweiten Peripherien durchlebte das katholische Christentum konfessionelle Globalisierungsschübe einerseits, globale "Konfessionalisierungs"-Schübe andererseits. Die dialektische Dynamik dieser Vorgänge wird in einem statischen Modell von "urbikaler" Aktivität und "orbikaler" Passivität indes nur unzureichend erfasst. Vielmehr entwickelte sich eine hoch komplexe, spezifisch katholische Variante von "religiösem Kolonialismus", die sich durch die globale Interaktion von subalternen, intermediären und hegemonialen Religionsakteuren auszeichnete. Auf kaum einem anderen Feld sind diese Zusammenhänge besser zu beobachten als auf dem der Sakramentenverwaltung. Besonders eindrucksvoll lassen sie sich am Beispiel der so genannten dubia circa baptismum nachvollziehen, einer erst seit wenigen Jahren für die Forschung zugänglichen kurialen Sammlung von Taufzweifelsfällen, die aus aller Welt in Rom eingingen. Sie erlauben eine ungewohnte Perspektive auf die Anfänge einer globalen Konfessionskultur.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen