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"Arbeiter" in der westdeutschen "Arbeitnehmergesellschaft". Zur Transformation einer zentralen Kategorie gesellschaftlichen Wissens "nach dem Boom".

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290312494
 
"Arbeiter" war über hundert Jahre ein wichtiger Bestandteil gesellschaftlichen Wissens, der trotz seiner Kontextabhängigkeit abstrakt genug war, um Akteuren eine Reflexion über "Gesellschaft" zu ermöglichen. Heute, "nach dem Boom", hat "Arbeiter" diese Eigenschaft eingebüßt. In der Bundesrepublik scheint die Zeit von Ende der 1960er bis zur Mitte der 1980er Jahre die entscheidende Übergangsphase zu markieren. Neben Bemühungen um eine Aktualisierung von "Arbeiter" trat die "Arbeitnehmergesellschaft" als alternatives Deutungsangebot. Gegenstand des Projekts sind konkrete Aushandlungsprozesse und Deutungskämpfe um "Arbeiter", die mit der Frage zu erschließen sind, zu welchen Kosten und Nutzen welche Akteure in welchem Bereich an "Arbeiter" festhielten, und wer ihn durch "Arbeitnehmer" zu ersetzen suchte. Fünf Fallstudien bilden den empirischen Kern. Drei vom WDR koproduzierte Arbeiterfilme zeigen auf, ob und wie das Konzept der "Arbeitnehmergesellschaft" überhaupt erst "Arbeiter" als kulturelle Ressource erschloss. Die "Personengruppe Arbeiter" des DGB verdeutlicht, wie "Arbeiter" während des Strukturwandels zum Problem für die "Arbeitnehmer"-Gewerkschaften wurde. Zwei Studien beschäftigen sich mit der Frage, wie "Arbeiter" durch normative Regelungen, einerseits durch Tarifverträge, andererseits durch Bundesgesetze, zu "Arbeitnehmern" gemacht werden sollten. Die Studie zum "Forschungsinstitut für Arbeiterbildung" stellt die ontologische Frage, ob "Arbeiter" durch Bildung überhaupt zu "entarbeiterlichen" seien. Ziel des Vorhabens ist, die soziale Gemachtheit und Komplexität des Abschieds vom "Arbeiter" ernst zu nehmen. Es soll einen Beitrag zur methodologischen Erneuerung der Arbeitergeschichte gleich wie zur kulturgeschichtlich erweiterten Politikgeschichte der Bundesrepublik liefern. Schließlich überprüft es zentrale Annahmen des "Nach dem Boom"-Ansatzes.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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