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Der Einfluss stressreicher Lebensereignisse auf Verläufe der Hirnentwicklung und psychopathologischer Symptome im Jugendalter
Antragstellerin
Dr. Nora C. Vetter
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290210763
Das Jugendalter ist gekennzeichnet durch viele stressreiche Lebensereignisse - von pubertären Veränderungen über soziale Entwicklungsaufgaben wie der Ablösung von den Eltern bis hin zur Berufswahl. Durch höhere Bildungsanforderungen und eine verlängerte Phase des Jugendalters verbunden mit mehr Unsicherheit ist dieser Stress für Jugendliche heutzutage verstärkt. Gleichzeitig befindet sich das Gehirn in einer kritischen Entwicklungsphase: die subkortikale Emotionsregion Amygdala ist relativ weit entwickelt, während sich die Kontrollregionen des präfrontalen Kortex noch in der Entwicklung befinden. Diese Regionen gelten als die stressanfälligsten bei Erwachsenen. Deswegen kann deren sensitive Entwicklung im Jugendalter durch Stress gestört werden. Dies kann während des Jugendalters zu Symptomen von Angststörungen und Depressionen führen, deren Prävalenz im Jugendalter ansteigt. Über den Einfluss von stressreichen Lebensereignissen auf die Hirnentwicklung während des Jugendalters und die assoziierten psychischen Symptome ist bisher allerdings wenig bekannt. Daher ist das 1. Ziel des Projekts, über die gesamte Spanne des frühen bis mittleren Jugendalters bis zum jungen Erwachsenenalter Effekte stressreicher Lebensereignisse auf die Hirnentwicklung zu untersuchen. Das 2. Ziel ist zu explorieren, ob damit Symptome von Depressionen und Angststörungen verbunden sind. Methodisch innovativ ist der longitudinale Ansatz, d.h. die geplante wiederholte Messung von Hirnfunktion, -struktur, und -konnektivität mittels der Bildgebungsmethode Magnetresonanztomographie im Alter von 19,5 und 21 Jahren in einer großen Stichprobe (n=250). Durch Analysen mit komplexen Strukturgleichungsmodellen wird zum 1. Mal der Einfluss stressreicher Lebensereignisse auf die Entwicklungsverläufe von Hirnfunktion, -struktur und -konnektivität sowie auf resultierende psychische Symptome untersucht. Das geplante Längsschnittprojekt profitiert maßgeblich von einem bereits bestehenden Probandenkollektiv sowie den vorliegenden Daten eines früheren Projektes mit anderer Zielsetzung: Hirnbildgebungsdaten von 3 Messzeitpunkten (14, 16, 18 Jahre) und Daten zu stressreichen Lebensereignissen an 5 Messzeitpunkten (14, 15, 16, 17, 18 Jahre). Erste Ergebnisse demonstrieren einen Anstieg der funktionellen Aktivierung im präfrontalen Kortex im Alter von 14 bis 16 Jahren. Zudem zeigt sich bei 14-jährigen Jugendlichen mit Depressionen in der Familiengeschichte eine Vulnerabilität in Form höherer Amygdala-Aktivierung. Die Projektergebnisse werden zum Verständnis über den Einfluss stressreicher Lebensereignisse auf die Hirnentwicklung und die damit verbundenen psychischen Symptome im Jugendalter beitragen. Das Projekt stellt damit eine erste Grundlage dar, um das Bewusstsein für Risikofaktoren in der vulnerablen Phase des Jugendalters zu schärfen, und frühzeitige Prävention und Intervention zu stützen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Belgien, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Megan Herting; Professorin Shu-Chen Li, Ph.D.; Professor Dr. Sven C. Müller; Professor Dr. Michael Smolka; Dr. Fabio Sticca