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Krisenkorporatismus oder Korporatismus in der Krise? Soziale Konzertierung und Sozialpakte in Europa

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289769799
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die industriellen Beziehungen sind in Deutschland und einigen EU-Ländern von einer langjährigen Sozialpartnerschaft geprägt. Aufbauend auf der neo-korporatistischen Theorie und politisch-ökonomischen Ansätzen untersuchte das Projekt, ob und, wenn ja, unter welchen Bedingungen, die Regierungen seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände in ihr Krisenmanagement einbezogen haben und welche Konsequenzen daraus entstanden sind. Während soziale Pakte, d.h. formelle Vereinbarungen zwischen der Regierung und den Sozialpartnern, in den 1990er Jahren noch häufiger vorkamen, waren die Bemühungen um soziale Konzertierung seit 2008 in den europäischen Ländern eher begrenzt. Die Ergebnisse des Projektes werden in Form von Vergleichs- und Fallstudien in einem Sammelband veröffentlich. Eine qualitativ vergleichende Analyse (QCA) von 29 europäischen Ländern mit über 90 Kabinettszeiträumen (Regierungsperioden) kam zu dem Ergebnis, dass die wirtschaftliche Offenheit, das korporatistisches Erbe und eine Regierungsbeteiligung linker Parteien soziale Konzertierung besonders fördern, während gerade die korporatistischen Länder mit hohem wirtschaftlichem Druck paradoxerweise keine erfolgreiche Konzertierung vorweisen. Daneben haben internationale Experten in acht Länderfallstudien das Verhältnis zwischen Regierung und Sozialpartnern während der Großen Rezession analysiert. Darüber hinaus untersuchte eine Fallstudie den sozialen Dialog auf europäischer Ebene und zeigt dessen begrenzte Reichweite auf. Das Schlusskapitel vergleicht die acht Fallstudien und zeigt auf, wie die wirtschaftlichen und politischen Kontexte sowie die Dimension der industriellen Beziehungen mit sozialer Konzertierung zusammenhängen. Am auffälligsten sind die Ergebnisse, dass die Haushaltsdisziplin der Europäischen Union die soziale Konzertierung in einigen Mitgliedsstaaten behinderte, und dass die Länder mit koordinierter Marktwirtschaft, gemessen an den von uns betrachteten Indikatoren, besser durch die Wirtschaftskrise gekommen sind, woran die Sozialpartner einen maßgeblichen Anteil hatten. Insgesamt zeigt die Betrachtung der Vergleichs- und Fallstudien eher ein düsteres Bild der sozialen Konzertierung. Das auf einer starken Sozialpartnerschaft beruhende Europäische Sozialmodell steht nun angesichts einer neuen Herausforderung – der Corona Pandemie – an einem Scheideweg.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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