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Philosophia cantat. Umbruchsbewältigungen in der philosophisch-naturwissenschaftlichen Lehrdichtung der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265293505
 
Das Teilprojekt fasst die Umformung des Gattungsbegriffs der Lehrdichtung in der frühen Neuzeit angesichts neuer außerliterarischer Einflüsse und reger Interaktionen mit den Volkssprachen ins Auge. Die wiedereinsetzende Rezeption des lukrezianischen Lehrgedichts bot Anlass zu einer Erneuerung und Erweiterung der strukturellen Strategien, die in der ‚vergilianischen Epoche‘ durch den integrativen Typus eines Weltanschauungsgedichts bestimmt worden waren, nach dem lukrezianischen Vorbild aber stärker bei der Konfrontation und einem Pluralismus konkurrierender Ideologien ansetzen konnten. Auch die seit dem 16. Jahrhundert verstärkt rezipierte aristotelische Poetik und die Entwicklung eines immer eigenständigeren und komplexeren wissenschaftlichen Diskurses führte zu der Formulierung neuer Anforderungen, welchen die Gattung des Lehrgedichts zu entsprechen hatte. Wie hat Textproduktion auf die unterschiedlichen Stimmen zur poetologischen Dimension des Lehrgedichts reagiert und in welchem Verhältnis standen Poetik und Praxis? Diese Frage soll mit Hinblick auf die Wechselbeziehung zwischen Latinität und Volkssprache erweitert werden. Das Phänomen der lateinischen Transfersprache bot Texten eine weite Streubreite im ganzeuropäischen Raum und verstärkte ihre Wirkung durch die zahlreichen Übersetzungen und Rückübersetzungen in durchgehender Interaktion zwischen Latinität und Volkssprache, wie es u. a. am Paradebeispiel der paracelsischen Philosophie deutlich wird. Gab es volkssprachliche Texttraditionen in der Lehrdichtung, die sich durch einen Rückbezug auf die Latinität neu konfigurierten, kam es zu Amalgamierungen aus Latinität und Volkssprache, die selbst gattungsstiftend sein konnten? An den Beispielen der landwirtschaftlichen Großdichtung eines Vanière, die durch den Rückbezug auf die volkssprachliche Fachliteratur in der Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Standardlehrbuch geworden war, oder die Rezeption der Sepmaine eines Du Bartas, die in der Volkssprache einen neuen hybriden Typus aus Bibel- und Lehrgedicht nach sich zog, lassen sich deutlich die Synergieeffekte zwischen Latinität und Volkssprache erkennen, die mit Blick auf die Wissenschaftsdichtung im Zentrum dieses Projekts stehen sollen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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