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Symposienreihe "Digitalität in den Geisteswissenschaften"
Antragsteller
Professor Dr. Martin Huber
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 287972711
Eine Serie von Symposien untersucht wie der digitale Wandel die Gegenstände, zentralen Fragestellungen und die Epsiteme der Fächer in den Geisteswissenschaften verändert.Digitalität verändert potentiell den Kern vieler hermeneutisch ausgerichteter, geisteswissen-schaftlicher Disziplinen. Dabei bezieht sich ‚Digitalität‘ sowohl auf die Forschungsgegenstände, wie auch auf die Forschungsmethoden selbst. Traditionell verstehen sich viele – wenn auch nicht alle – Geisteswissenschaften als interpretierende Textwissenschaften. Die Einführung von Methoden der Digital Humanities bedeutet nun nicht einfach die Digitalisierung von Bild- oder Textbeständ¬en, sondern erzeugt ‚digital born materials‘ als eine neue Objektklasse der Geis-teswissenschaften, die nun auch quantifizierende Methoden im Aufspüren von ‚Mustern‘ sowie Vergleiche zwischen großen Bild- und Textcorpora etc. möglich macht. Die Digitalisierung scheint das Selbstverständnis der Geisteswissenschaften insgesamt zu berühren, ihre Epistemologien und ihr disziplinäres Fachverständnis zu verändern und ihre Forschungspraktiken auf den Prüfstand zu stellen. Von einem Teil der geisteswissenschaftlichen Community wird die Arbeit am und mit dem Digitalen als fruchtbar in Bezug auf innovative Einsichten und neuartiges Wissen, und somit als Möglichkeit der Erneuerung (wenn nicht gar als einzige Überlebenschance) der klassischen Geisteswissenschaften angesehen. Viele ForscherInnen (insbesondere auf Seiten der Philologien) sind jedoch skeptisch, ob damit die Geisteswissenschaften nicht den Nährboden der an einem intensiven Lesen geschulten Textinterpretation verlieren. Bekommen die Geisteswissenschaften mit der Digitalisierung ein effizienteres Werkzeug oder tauschen sie ihre epistemischen Ideale (und Tugenden!) gegen jene aus den natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern ein? Was sind die wissens- und machtpolitischen Implikationen der neuen, digitalen Methoden? Welche veränderten Grenzlinien des Nicht-Wissens und welche veränderten Zeitsemantiken des (im Kern historischen) Wissens der Geisteswissenschaften etablieren sie? Wie verändert sich das geisteswissenschaftliche Rollenverständnis unter den Vorzeichen von Open Access, interaktiver Textproduktion, Wikipedia und digitalen Archiven sowohl innerhalb der einzelnen Fächer wie im Rahmen des geisteswissenschaftlichen Selbstverständnisses? Wie verändert Digitalität die For-schungspraktiken in den einzelnen Disziplinen? Wie verändern sich die Karrierewege und -chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs? Die Symposienreihe „Digitalität in den Geisteswissenschaften“ nimmt sich dieser und weiterer – bislang nicht ausreichend reflektierten – Fragen aus einer disziplinenübergreifenden Perspektive an.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen