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Die Konstruktion queerer Subjektivitäten in der franko-maghrebinischen Literatur
Antragstellerin
Dr. Annegret Richter
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 287829999
Das Projekt hat das Ziel, einen substantiellen Beitrag zum Verständnis der Konstruktion queerer Subjektivitäten in der jüngeren franko-maghrebinischen Literatur zu leisten, die bislang nur unzureichend erforscht worden sind. Diese Texte kennzeichnen sich durch die Repräsentation nichtnormativer Formen von Geschlecht und Sexualität, welche das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft insgesamt neu erarbeiten und den sozialen und kulturellen Wandel der postkolonialen maghrebinischen Gesellschaften reflektieren. Entgegen ghettoisierender Lektüren (etwa unter dem Label der schwulen Literatur) reflektieren diese Texte weniger die Konstruktion von Minderheiten, sondern sie dezentrieren und hybridisieren geschlechtliche und sexuelle Kategorien und setzen sich kritisch mit Heteronormativität auseinander, um alternative Formen von Subjektivität zu entwickeln. Deshalb wird queer im Projekt nicht als Sammelbegriff vordefinierter sexueller Minderheiten verstanden, sondern als kritische Perspektive auf geschlechtliche und sexuelle Kategorisierungen und Normen überhaupt.Analysiert werden zudem die Interdependenz von Geschlecht und Sexualität und weiteren gesellschaftlichen Machtverhältnissen wie etwa ökonomische Ungleichheit, Rassismus oder Behinderung. Hier sind insbesondere die Mechanismen der Performierung von Subjektivität von zentraler Bedeutung, um das Verhältnis von gesellschaftlicher Normierung und individuellem Selbstverständnis zu erfassen. Es wird davon ausgegangen, dass die verschiedenen kulturellen und historischen Codierungen, die nichtnormative, ambivalente, uneindeutige oder plurale Geschlechtlichkeit und Sexualität in neueren franko-maghrebinischen Texten erfahren, nur durch eine intersektionale Forschungsperspektive angemessen erfasst werden kann.Über eine rein thematische Untersuchung hinausgehend befasst sich das Projekt mit den literarischen Verfahren queerer Subjektivitätskonstruktion, da diese wesentlich für die Sinnbildung der Texte sind. So wird das Korpus, das sich aus narrativen Texten zusammensetzt, auf den Zusammenhang von narrativen Strategien und der Performierung von Geschlecht und Sexualität untersucht, um die Frage zu beantworten, inwiefern Heteronormativität mit Heteronarrativität (Judith Roof) korrespondiert bzw. inwiefern queere Repräsentationen von Subjektivität mit einer queeren Form des Erzählens einhergehen. Damit werden im Projekt literarische Repräsentationen zu grundlegenden Veränderungen des Verständnisses von Subjektivität im Maghreb untersucht. Das Projekt leistet so einen Beitrag zum Verständnis der Dekonstruktion des gesellschaftlichen Imaginären durch neue Formen der Performierung von Geschlecht und Sexualität und, auf dieser Grundlage, zur Entwicklung neuer Narrative von Identität und Zugehörigkeit durch die franko-maghrebinische Literatur.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen