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Poetik des Erfolgs. Institutionelle und narrative Dimensionen von Erfolgsratgebern (1900-1933)

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 287283280
 
Um 1900 etabliert sich eine neue Form von Ratgeberliteratur. In zahlreichen Büchern und Broschüren wird Erfolg als etwas vorgestellt, was jedem offen steht. Auf ganz unterschiedliche Weise wird den Adressaten dieser neuen Erfolgs-Ratgeber dabei die Fähigkeit zur Selbstformung zugesprochen: Sie können dem Beispiel großer Männer nacheifern, sie können ihre Nervenschwäche überwinden, sie können energisch werden und ihre Willenskraft aktivieren, sie können ihre innere Einstellung reformieren, sie können verlässliche Techniken der Selbstrationalisierung anwenden. Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, diese bislang wenig und vor allem kaum literaturwissenschaftlich untersuchte Textsorte im Zeitraum ab etwa 1900 bis 1933 zu analysieren. Zu diesem Zweck wird die Hauptmasse der Erfolgs-Ratgeber des Untersuchungszeitraumes zusammengetragen. Die Auswertung dieses Materialkorpus erfolgt nicht aus einem wissensgeschichtlichen, soziologischen oder historischen Interesse heraus. Vielmehr werden die Ratgeber von einem narratologisch-diskursanalytischen Standpunkt aus analysiert, der in erster Linie die Darstellungsformen der Ratgeber in Auge hat. Hierbei stehen die narrative und die institutionelle Dimension im Vordergrund. Unter der narrativen Dimension sind vor allem die zahlreichen erzählerischen Bestandteile dieser Ratgeber zu verstehen: Fall- und Beispielerzählungen, Anekdoten, biographische Abrisse und autobiographische Berichte, typologische Erzählungen usw. spielen in diesen Ratgebern in verschiedenen Funktionen eine so tragende Rolle, dass man teilweise von einem Genre des Erzählens sprechen kann - Erfolg gibt es nur als Erfolgsgeschichte. Unter die Kategorie der institutionellen Dimension sollen alle Elemente gefasst werden, mit denen die Verfasser der Ratgeber sich selbst autorisieren und absichern (z.B. durch Narrative, durch Rekurs auf Wissen, Erfahrung, Praktiken usw.) und ihre Adressaten positionieren (z.B. durch explizite Performativität in Leseradressierungen, Anleitung zu Übungen, Empfehlungen, Vorhersagen usw.). Die Analyse der narrativen und institutionellen Dimension soll vor allem auch die Wirkung der pragmatischen Paradoxien oder Tautologien rekonstruieren, die das Genre der Erfolgsratgeber durchziehen (der Erfolg steht nicht jedem offen, man kann ihn nicht vorhersagen). Das Projekt möchte damit einen wichtigen Beitrag zur Genealogie der modernen Ratgeberkultur aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive leisten. Denn im Untersuchungszeitraum des Projekts lassen sich die Genese der inneren Strukturen und die Ausdifferenzierung der Darstellungsformen beobachten, die auch den heutigen Lebenshilfe-Ratgebern zugrunde liegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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